Kommentar:Hofners fatale Fehleinschätzung

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Die Karlsfelder Bündnis-Fraktionsvorsitzende befremdet mit ihrer Aussage, den Flurschaden ihres Kollegen Turner als Privatsache abzutun

Von Gregor Schiegl

Der Flurschaden, den Bündnis-Gemeinderat Andreas Turner angerichtet hat, ist enorm, nicht nur der Gehölze wegen, die er mit einem gemieteten Minibagger auf einem verwilderten Bahngrundstück niedergewalzt hat. Die von Anwohnern kolportierte Aussage Turners "Ich bin Gemeinderat, ich darf das" bedient die schlimmsten Klischees: Politiker tun, was sie wollen. Sie sind rücksichtslos und arrogant und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Das ist verheerend. Und es ist eine schallende Ohrfeige für die 24 anderen Gemeinderäte in Karlsfeld, die sich für ihre Bürger einsetzen, ehrenamtlich, und ohne Hoppla-hier-komm-ich-Allüren.

Das Gremium tut gut daran, zu zeigen, dass Andreas Turner einen krassen Einzelfall darstellt und nicht für den Gemeinderat als Ganzes steht. Noch mehr gilt dies für das Bündnis für Karlsfeld, das sich Ideale wie Naturschutz, Transparenz und Humanität auf die Fahnen geschrieben hat. Umso befremdlicher ist es, dass die Fraktionsvorsitzende, Mechthild Hofner, Turners Gebaren nun als Privatangelegenheit abtut. Ist es privat, auf sein Mandat als Gemeinderat zu verweisen, um Fragen zur Rechtmäßigkeit seines Tuns abzuwürgen? Ist es privat, eine Schrebergartensiedlung mit schlecht ausgerüsteten Flüchtlingen hochzuziehen und als Integrationsprojekt zu verkaufen, das die Sozialkasse der Gemeinde später mal von Kosten für anerkannte Flüchtlinge entlasten soll? Wenn das privat ist, gibt es nichts Politisches mehr.

Hofner folgt der Vogel-Strauß-Methode, Kopf in den Sand, der Sturm wird schon vorüberziehen. Wenn sie sich da mal nicht täuscht. CSU und SPD sind fest entschlossen, die Causa Turner öffentlich aufzuklären. Noch ist es nur eine Affäre um eine Person, aber sie könnte sich schnell zu einer politischen Krise auswachsen. Ein wochenlanges Gezerre würde alle beschädigen und das Klima im Gemeinderat vergiften. In der CSU-Fraktion gibt es deswegen schon mahnende Stimmen, gegenüber dem Bündnis nicht zu aggressiv aufzutreten. Noch ist Zeit, den Schaden zu begrenzen.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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