Kommentar:Größer denken

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Dachau ist längst keine Kleinstadt mehr, eine Entwicklung von Wohngebieten nötig

Von Viktoria Großmann

Manchmal kann man in den Sitzungen der Dachauer Stadträte den Eindruck bekommen, die Stadt wachse ihnen über den Kopf. Da wird noch wie in kleinen Gemeinden über Einfamilienhäuser abgestimmt. Große Vorhaben hingegen werden übervorsichtig zerredet, verschoben oder genauso schlankweg entschieden wie ein einzelnes Häuschen. Während die einen, eher auf CSU-Seite, mehr über die Konsequenzen von Entscheidungen nachdenken sollten, müssen die anderen, oft von SPD oder Bündnis, sich darüber im Klaren sein, dass ängstliches Verharren und Ablehnen nicht weiterführt. Alle miteinander müssen dringend erkennen, dass Dachau längst keine Kleinstadt mehr ist und nicht nur aus Altstadtgässchen besteht. Ein Haus nahe der Theodor-Heuss-Straße steht nicht am "Ortsrand". Aus Sicht eines Ortsfremden wäre wahrscheinlich auch noch das ehemalige Seeber-Gelände ein ideales und verhältnismäßig zentrumsnahes Wohngebiet.

Dachau wächst unaufhaltsam, Menschen wollen in die Große Kreisstadt ziehen. Es gibt wahrhaft Schlimmeres. Deshalb ist es nötig, umfassend zu planen. Sei es in Bezug auf eine Innenstadt, zu der neben dem Altstadtberg auch die Münchner Straße, die kahle, betonierte und zu kleine Festwiese und das MD-Gelände gehören, oder sei es in Bezug auf Dachau Ost und Augustenfeld. Dass eine große Planung für das Eck zwischen Heuss- und Schleißheimer Straße seit 2010 verschleppt wird, ist einfach nicht einzusehen. Der Bauausschuss schafft es immer wieder, sich selbst zu verwirren. Am Ende sind Stadträte durcheinander, die Bauherren, die oft unter den Zuhörern sitzen, verlieren den Faden und nicht selten den Glauben. Hinzu kommen regelmäßig Klagen über unzureichende Kommunikation mit dem Bauamt, Vorwürfe zu unvollständigen oder tendenziösen Sitzungsvorlagen. Der Gang zum Gericht ist üblich. Das kann es nicht sein. Das Bauamt liegt richtig mit seinem Vorschlag, im Falle Schleißheimer Straße 82 bis 86 eine umfassende Planung anzustreben. Sie sollte allerdings Wohnungsbau nicht verhindern, sondern ermöglichen. Er ist in diesem städtischen Gebiet sinnvoller und umweltverträglicher als in ausufernden Einfamilienhaussiedlungen auf dem Land.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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