Kommentar:Grenzwertiges Wachstum

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Der Ausbau der Region München stellt die Kommunen bei allen großartigen Bemühungen vor jetzt schon unlösbare Herausforderungen

Von Wolfgang Eitler

Was ist wenig, was viel? Kommt darauf an. Wer beispielsweise in Oberfranken 2500 Euro netto verdient und ein Kind hat, wird vermutlich im Ranking derjenigen, die eine Sozialwohnung beantragen, ziemlich weit hinten landen. Wer in Stadt und Landkreis mit einem solchen Einkommen eine Wohnung mit drei bis vier Zimmern bezahlen möchte, wird über die Grenze zum Existenzminimum katapultiert. Denn unter 1400 Euro wird eine Familie nichts Vernünftiges bekommen.

Behörden wie das Landratsamt Dachau reagieren auf die Frage, wer den nun wirklich für eine Sozialwohnung in Frage kommt, äußerst zurückhaltend. Denn jede noch so vage Festlegung würde bedeuten, dass sich der Kreis der potenziellen Anwärter erweitern würde.

Man kann also nur allen Familien raten, die sich wegen der Mieten im Ballungsraum München an die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten angelangt fühlen, bei den Kommunen und bei m jeweiligen Landratsamt einen Berechtigungsschein für eine Sozialwohnung zu beantragen. Denn nur so lässt sich noch mehr politischer Druck für eine vernünftige, weil soziale Wohnungspolitik aufbauen.

Im Landkreis Dachau beginnen die Gemeinden endlich zu reagieren. Einige stellen bereits Grundstücke bereit, damit die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Sozialwohnungen bauen kann. Die Erfahrung beispielsweise des Landratsamts Dachau lässt keine andere Politik mehr zu. Wie Landrat Stefan Löwl (CSU) selbst sagte, haben ihm interessante Anwärter auf eine Stelle in seiner Behörde wegen der hohen Mietpreise im Verhältnis zum erzielbaren Gehalt abgesagt.

Unabhängig aber von der Notwendigkeit einer sozialen Wohnungspolitik stellt sich die grundlegende Frage, ob eine bayernweite Strukturpolitik sinnvoll ist, die zu einem ständigen Ausbau des Ballungsraums München führt. Denn das grenzwertige Wachstum stellt die Kommunen bei allen großartigen Bemühungen vor jetzt schon unlösbare Herausforderungen.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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