Kommentar:Es geht um mehr als Brot und Kaffee

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Die Schließung der Franziskuswerk-Läden beraubt Dachau auch sozialer Treffpunkte und einer modernen, fußläufigen Nahversorgung

Von Viktoria Großmann

Wenn die Franziskuswerk-Läden in der Altstadt und in Dachau-Süd schließen, dann fällt nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit weg. Sie hinterlassen, vor allem im Bild der Altstadt, hässlichen Leerstand und mit ihnen wird auch ein Treffpunkt fehlen, ein Ort, an dem man Nachbarn und Bekannten über den Weg läuft, an der Kasse noch ein Wort redet. Es ist zum Teil dieses Konzept des Marktplatzes, an dem Waren, aber auch Informationen hin- und hergereicht werden, der den seit 100 Jahren bestehenden Laden der Mosers in Indersdorf bis heute am Laufen hält.

Es sind ja nicht immer nur die Kunden schuld. Zuerst einmal sind es die Unternehmen, die den Weg des höchsten Profits suchen, bevor die Kunden auf dem Weg des geringsten Widerstands folgen. Ein rechteckiger Riesenflachbau mit eigener Lieferzone ist besser zu betreiben als ein Schlauchraum am Hang. Kunden mögen Parkplätze und das Gefühl, dass die Waren nicht abgezählt im Regal stehen. Angeblich lehnen verschiedene Betreiber den Altstadtladen ab, weil die Anlieferung kompliziert ist und kaum Parkplätze vorhanden sind. Aus Münchner Sicht haarsträubender Unsinn. Dieselben Handelsketten betreiben am Gärtnerplatz oder in der Schellingstraße sehr stark frequentierte Läden, an denen sie oft nicht einmal Fahrradständer vorhalten.

Vielleicht hat CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky recht, wenn sie sagt, dass diejenigen, die am lautesten über die Ladenschließungen klagen, kaum je dort eingekauft haben. Diejenigen haben trotzdem ein Gespür dafür, dass es wirklich blöd ist, wenn die Alternativen fehlen. Ob man sie nutzt oder nicht. Nutzen wäre besser. "Das Denken muss sich umstellen", sagt Schmidt-Podolsky, die Einkäufe gern zu Fuß erledigt. Da ist sie ganz auf einer Linie mit dem radelnden SPD-Oberbürgermeister. Beider Engagement für die Läden ist nicht nur interessengesteuert. Es geht um mehr als die nötige Nahversorgung, es geht um die Zukunft der Stadt und auch um die Frage, wie wir leben und wie wir mobil sein wollen.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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