Kommentar:Bauen, aber mit System

Lesezeit: 1 min

OB Hartmanns Herangehensweise an die Stadtentwicklung ist zukunftsträchtig und geeignet, deutlich mehr Dachauern zu nützen, als nur den direkt betroffenen Bauherren und ihren Mietern oder Käufern

Von Viktoria Großmann

Die Kritik des Oberbürgermeisters an den Stadträten darf man als außergewöhnlich harsch bezeichnen, wenn nicht als Eklat. Entsprechend heftig war auch die Gegenrede etwa von CSU-Stadtrat Peter Strauch. Auch wenn am Tag danach sich beide Seiten - Florian Hartmann und Gertrud Schmidt-Podolsky - verhältnismäßig gelassen geben, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stimmung im Bauausschuss - und vielleicht nicht nur dort - endgültig im Keller ist. SPD-Stadtrat Sören Schneider sieht zurecht auch das Ansehen des Stadtrats beschädigt, wenn wiederholt die Bezirksregierung dessen Beschlüsse aufheben muss. Es muss möglich sein, die Einschätzung des Stadtbauamts nicht zu teilen. Aber muss deshalb alles gleich von der Rechtsaufsicht oder vor Gericht geregelt werden?

Schwieriger noch, als nun die Wogen zu glätten, dürfte für den Oberbürgermeister die Aufgabe sein, sich mit seinen Vorstellungen von einer geordneten Stadtentwicklung durchzusetzen. Er muss es schaffen, dauerhaft mehr Fraktionen als die seiner SPD und der fast immer treuen Grünen und des Bündnis zu überzeugen. Bauen wollen sie alle, die Frage ist nur, wie. Vielleicht gehört dazu auch, offener auf die CSU zuzugehen oder bei manchen Themen ein Auge zuzudrücken. Wenn es etwa um die Frage geht, ob ein Haus durch Dachaufbauten 1,80 Meter höher wird und dadurch natürlich lukrativer für den Bauherrn.

Hartmanns Herangehensweise an die Stadtentwicklung ist zukunftsträchtig und geeignet, deutlich mehr Dachauern zu nützen, als nur den direkt betroffenen Bauherren und ihren Mietern oder Käufern. Es gibt sicher CSU-Stadträte, die für dieses Vorgehen Verständnis aufbringen könnten. Sie müssten sich aber von alten Mustern emanzipieren. Wer die Mehrheit hat, hat noch lange keinen Plan und auch nicht immer recht.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: