Kommentar:Am Geld liegt es nicht

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Verbesserungen an der Gedenkstätte zu erwirken ist ein langer und zäher Kampf. Es hat sich gezeigt, dass die Aufmerksamkeit der Politik zu gern auf anderen Dingen ruht. Fehlende Mittel sind jedenfalls nicht der Grund für das lange Zögern

Von Helmut Zeller

Na also, es geht doch: Der Parkplatz wird saniert - und da möchte man nicht gleich wieder Kritik üben. Gibt auch keinen Anlass dafür, nur soll in der allseitigen Freude eines nicht vergessen werden, gerade auch im Hinblick auf künftige Debatten über die Ausstattung der KZ-Gedenkorte in Bayern: Geld ist schon da im Freistaat. Nur war in diesem Fall jeder Antrag irgendwo in den Verästelungen der Bürokratie hängen geblieben. Vielleicht auch deshalb, weil in den Ministerien, auch den zuständigen, die gern beschworene Gedenkkultur nicht gerade das heiße Thema ist. Oder anders ausgedrückt: Die Landesstiftung kämpft ohne nennenswerte Lobby im Rücken; um so gewichtiger ist der Erfolg, denn sie jetzt eingefahren hat. Nach vielen vergeblichen Versuchen war diesmal die politische Konstellation die richtige - ausgelöst durch die Diskussion über das teurer gewordene Obersalzberg-Projekt. Der Stiftung nutzte die Debatte, die noch verschärft wurde durch den SPD-Landtagsabgeordneten Martin Güll im April, der als Vorsitzender des Bildungsausschusses die Ausstattung der Dachauer Gedenkstätte kritisiert hatte. In dieser Gemengelage - Bildungs- und Wissenschaftsausschuss befassen sich noch weiter mit den Gedenkstätten - hat irgendwer, vermutlich in der Staatskanzlei, das Problem da draußen in Dachau vom Tisch räumen wollen.

Es bleibt die Frage, wie geht es weiter? Es ist nicht so, dass nichts getan würde: der neue Gedenkort bei Hebertshausen, das Besucherzentrum, der fortschreitende barrierefreie Umbau - doch es bleiben immense gedenkpolitische Aufgaben. Etwa die Erhaltung des "Kräutergartens", der SS-Plantage, auf der Häftlinge schuften mussten. Oder die angekündigte Neugestaltung der Dauerausstellung. Oder die ehemaligen Dachauer Außenlager bei Mühldorf und Landsberg - und eine personelle Aufstockung in Dachau. Da ist auch der Bund gefragt, der institutionell und projektbezogen fördert. Allerdings ist die Unterstützung aus Berlin seit neun Jahren nicht erhöht worden. Die Hoffnung richtet sich auf die scheidende CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, die vielleicht ihren Einfluss noch geltend machen wird. Die Bedeutung der KZ-Gedenkstätten, gerade auch der Dachauer, wird generell nicht mehr angezweifelt. Auch mit Blick auf die integrierende Funktion von Gedenkstätten in einer Migrationsgesellschaft müssen die Bedürfnisse der Gedenkstättenarbeit einen größeren Niederschlag in den politischen Entscheidungen finden. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik ihre Verantwortung dafür wirklich erkennt. Das Argument des fehlenden Geldes zieht jedenfalls nicht mehr.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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