Jubiläum:Aus Überzeugung

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Maria Scheiblhuber in ihrer Dachauer Naturkostinsel. Sie betreibt noch zwei weitere Geschäfte in Starnberg und Olching. (Foto: Toni Heigl)

Maria Scheiblhubers Naturkostinsel feiert 25. Jubiläum

Von Angelika Aichner

DachauWenn Bauern in Traktoren über ihre Felder fahren und einen giftigen Nebel hinterlassen, dann tun sie das, um unliebsames Unkraut zu beseitigen, lästige Insekten zu töten, sich gegen Pilzbefall zu wehren. Damit hat Maria Scheiblhuber so ihre Probleme. Denn ihr ist es aus guten Gründen wichtig, wie Lebensmittel produziert werden. Schließlich hat sie vor 25 Jahren - nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau - die Naturkostinsel aufgemacht. Alles, was darin angeboten wird, ob Obst und Gemüse, Käse, Wurst oder Wein, ist biologisch. "Garantiert", sagt sie. "Ausnahmen mache ich keine." Auch nicht für sich selbst.

Ihre Eltern bewirtschafteten einen kleinen Bauernhof in der Nähe von Bad Griesbach mit zwanzig, vielleicht dreißig Kühen und ein paar Apfelbäumen. Gespritzt hätten sie nie. Die wenigen Äpfel, die sie nach wie vor ernten, essen sie selbst. Im Dachauer Laden verkaufen würde Scheiblhuber sie trotzdem nie, weil sie kein Bio-Siegel haben.

Sie ist aber niemand, der gebetsmühlenartig für biologische Produkte wirbt, der keine anderen Anbauweisen gelten lässt. Sie ernährt sich zwar selbst fast ausschließlich, aber nicht strikt biologisch. "Ich finde", sagt sie, "dass Essen keine Religion werden darf." Es müsse eben auch Freude machen. Dass Bioprodukte momentan angesagt sind, davon profitiert die 48 Jahre alte Unternehmerin.

Schließlich hat sie zwei weitere Filialen, eine in Olching, eine in Starnberg, aufgemacht. "Es geht mir aber nicht ums Geld", sagt sie. Und das hört sich ganz und gar nicht unaufrichtig an. Man merkt nämlich, dass sie mag, was sie tut: "Jeder Tag ist anders", erzählt sie. Manchmal gebe es Engpässe, weil die Eier knapp sind oder die Kartoffeln nicht so toll. Aber gerade solche Engpässe findet sie gut, weil man dadurch begreift, dass die Regale eben nicht immer proppenvoll sein müssen, die Lebensmittel nicht genormt: "Kleine optische Mängel sind in Ordnung", meint sie. Eine Gurke müsse ja auch gar nicht kerzengerade sein. Einen Apfel mit zig Dellen würde sie allerdings nie verkaufen - immerhin bezahlen die Konsumenten für biologische Produkte deutlich mehr als für solche aus konventioneller Landwirtschaft, und forderten deshalb qualitativ hochwertige Waren.

Der Bio-Boom zieht auch Unternehmer an, die biologisch produzieren, nicht weil sie an die Sache glauben, sondern weil sie sich einen höheren Ertrag versprechen. An die strengen Vorgaben halten sich manche nicht. Irgendwie ist Scheiblhuber aber froh über die "schwarzen Schafe", die hin und wieder auffliegen, weil das wiederum beweise, dass die Kontrollen funktionieren. Diese überlässt sie aber nicht ganz den Öko-Kontrollstellen; sie wählt selbst sehr genau aus, von wem sie einkauft. Viele der regionalen Lieferanten kennt sie persönlich, hin und wieder fährt sie auch ins Ausland, um sich dort anzusehen, woher die Lebensmittel kommen, die über ihren Ladentisch gehen. Weil ihr Laden ein Vierteljahrhundert alt ist, organisiert sie Verkostungen - die letzte an diesem Samstag - damit jeder probieren kann, wie Essen schmeckt, für dessen Produktion kein Gift nötig ist.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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