Dachau:Landkreis zeichnet Kaltner und Kirchensteiner aus

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Landrat Stefan Löwl (Mitte) mit dem früheren Vorsitzenden des Kreisjugendrings, Herbert Kaltner (links), und dem Solarpionier Wilhelm Kirchensteiner. (Foto: Toni Heigl)

Der eine wird für sein Engagement als Vorsitzender des Kreisjugendrings geehrt, der andere für seinen Beitrag zur Energiewende.

Von Wolfgang Eitler, Dachau/Markt Indersdorf

Was für ein Spaß: Ein Vater radelt mit seinen Kindern, die hinten im Wägelchen sitzen, und zieht locker an Rennradfahrern vorbei, die sich gerade durch das Dachauer Hinterland und seine Hügel quälen. Solche Situationen hat Wilhelm Kirchensteiner aus Markt Indersdorf genossen. Denn sein Kindergefährt hatte einen leise surrenden Elektromotor, der so kräftig zog, dass er als Radler davon profitierte. Das war vor gut 30 Jahren. Wenn Berufsschullehrer und Elektroingenieure wie Kirchensteiner damals nicht als Traumtänzer belächelt, sondern ernst genommen worden wären, wäre die Industrie beim Elektroantrieb und bei der Energiewende garantiert viel weiter.

Vier Auszeichnungen

Der gebürtige Allgäuer hat jetzt die Landkreisverdienstmedaille gemeinsam mit Herbert Kaltner bekommen. Kaltner zählt ebenfalls zu einer Gruppe von Dachauern, die auf einem anderen Gebiet als Kirchensteiner versuchte, den Weg in die Zukunft zu ebnen. Als Vorsitzender des Kreisjugendrings engagierte er sich zu einer Zeit für eine neue Versöhnungspolitik in und für Dachau, als die Spitzen der Kommunalpolitiker sich wehleidig wegen des angeblichen historischen Imageschadens als späte Opfer des Nationalsozialismus fühlten. Wenn die Politik früher auf engagierte Persönlichkeiten wie Kaltner gehört hätte, hätte sich Dachau große innere Zerreißproben erspart und wäre weltweit schon wesentlich früher als Lernort der Zeitgeschichte verstanden worden.

Der Landkreis verleiht insgesamt vier Auszeichnungen. Die Verdienstmedaille, die es zudem in Silber und Gold gibt. Dazu die Ehrennadel für ehrenamtlich Tätige. Wilhelm Kirchensteiner hat in seinem beruflichen Leben mehrere Preise und Würdigungen erhalten: 1993 die bayerische Umweltmedaille. 1994 den Umweltoskar des Bayerischen Fernsehens, 2000 den Energiepreis der Landeshauptstadt München und 2011 den Award des Verbands der europäischen Photovoltaik-Industrie. Vielmehr geht nicht. Die Liste seiner Projekte ist lang. Nach der Ausbildung zum Elektroinstallateur absolvierte er ein Lehramtsstudium in Elektrotechnik und Physik. Er war 34 Jahre lang Berufsschullehrer in München und baute dort 1995 das Bildungszentrum für Solartechnik in München auf. 1990 installierte er im Landkreis Dachau die erste solarbetriebene Pumpe, um das Gemeindebiotop in Markt Indersdorf mit Wasser aus der Glonn zu versorgen. Er entwickelte einen Solarkoffer zur Energiespeicherung, der auch nach Paraguay geliefert wurde. Und er schuf Solarstromlabore zur Ausbildung an Berufsschulen.

Erziehung zur Demokratie

Nicht minder eindrucksvoll ist die Tätigkeit von Herbert Kaltner. Er war 28 Jahre lang Vorsitzender des Kreisjugendrings. In seine Zeit fallen wichtige Veranstaltungen wie die Zeltlager der internationalen Jugendbegegnung. Er entwickelte Projekte für die Erziehung zur Demokratie und unterstützte auch das Ziel, an Schulen Jugendsozialarbeit zu installieren. Beispielsweise an der Mittelschule in Bergkirchen. Während seiner Amtszeit hat sich der Mitarbeiterstab des Kreisjugendrings erheblich erweitert: von zwei auf jetzt 13 Angestellte.

Landrat Stefan Löwl (CSU) hob Herbert Kaltners "große Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Humor" hervor. Über Wilhelm Kirchensteiner sagte Löwl: "Er ist im Landkreis ein Vorreiter der Energiewende. Er hat sich jahrelang für die Bildungsarbeit in diesem Bereich verdient gemacht." Der Begriff "Vorreiter" passt auch auf Kaltner. Mit den Worten des Landrats: "Er trat vehement für die Errichtung einer Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Dachau ein und positionierte den Kreisjugendring in dieser umstrittenen Frage eindeutig."

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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