Online-Portal "gufi":Plattform für Pendler

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Johann Willibald ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU im Gemeinderat Karlsfeld und Mitgründer von "Pro Gewerbe". (Foto: Jørgensen)

Günstiger, umweltfreundlicher, netter: Johann Willibald, Karlsfelder Gemeindrat und Mitglied der Westallianz, wirbt für Fahrgemeinschaften.

interview Von Gregor Schiegl

Die Westallianz München, ein Zusammenschluss aus sechs Anrainergemeinden der Autobahn A8, hat einen neuen Service vorgestellt: das regionale Pendlernetz "gufi", kurz für "gemeinsam unterwegs, fahr intelligent". Die Online-Plattform soll Bürger unterstützen, ihre Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt kostengünstig und umweltschonend zu gestalten, indem sie Fahrgemeinschaften bilden. Johann Willibald, Karlsfelder CSU-Gemeinderat und Mitglied der Westallianz-Arbeitsgruppe Verkehr, erklärt das Projekt.

Herr Willibald, sind Sie selbst schon fleißiger "gufi"-Nutzer?

Ich habe mich angemeldet und biete auch im kleinen Kreis immer wieder meine Dienste an, aber es hat sich bisher noch keiner gerührt. Wahrscheinlich sind die Strecken, die ich fahre, noch zu kurz.

Wie viele Nutzer hat "gufi" bereits?

Die Frage müsste man dem ADAC stellen, über deren Plattform läuft "gufi". Das Projekt ist auch vom ADAC initiiert worden. Bergkirchens Bürgermeister Landmann hat es innerhalb der Westallianz beworben, damit sich die Partnergemeinden rege daran beteiligen und wir eine Entlastung vom Verkehr bekommen. Den größeren Wurf erhoffen wir uns bei den großen Arbeitgebern, wie bei uns in Karlsfeld MAN und MTU. Ich werde versuchen, zu den Betriebsräten Kontakt aufzunehmen, damit sich wenigstens die Pendler der Großbetriebe zusammenschließen.

Dafür gibt es doch Werksbusse?

Ja, aber die werden bei weitem nicht so stark genutzt, wie wir das gerne hätten.

Wäre es nicht eher Aufgabe der Westallianz-Kommunen, den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen?

Das tun wir ja! Die Busverbindungen, die wir - auch dank der Westallianz - auf der Stuttgarter Autobahn im Einsatz haben von Odelzhausen bis Pasing sind ein Schritt in die richtige Richtung. Aber wir wissen alle, dass viele Lösungen nicht so schnell umsetzbar sind. "gufi" wäre daher ein wichtiger Zwischenschritt.

Fahrgemeinschaften können die Leute doch auch ganz privat bilden?

Wenn man den Leuten kein Angebot macht, sich zusammenzuschließen, tun sie es auch nicht. Ich kenne Leute bei der MAN, die wohnen in Welshofen oder in Erdweg, die sich auch persönlich von der Werkbankkennen, und trotzdem getrennt mit dem Auto in die Arbeit fahren. Manchmal muss man die Leute einfach wachrütteln. Natürlich kann man auch ohne "gufi" Fahrgemeinschaften bilden, aber es ist schon praktisch, wenn Details wie Fahrtkostenentschädigung von vornherein einheitlich geregelt sind. Außerdem habe ich als Nutzer Ausweichmöglichkeiten, wenn mein Kollege mal nicht fährt. Deswegen wäre es wirklich gut, wenn sich möglichst viele auf dem Portal eintragen würden.

Wie viele Pendler müssen sich beteiligen, damit Sie es als Erfolg werten?

Wenn wir alleine im Bergkirchener Gewerbegebiet 20 Prozent der Leute erreichen könnten und auch bei MAN und MTU 20 Prozent mitmachen würden, dann wäre das für mich persönlich ein Riesenwurf.

Was bringen Fahrgemeinschaften?

Man teilt sich die Kosten, das macht es billiger, außerdem ist es auch ganz schön, mal nicht selber hinterm Steuer sitzen zu müssen. Als ich noch berufstätig war, habe ich mich auf der Fahrt von Karlsfeld nach Regensburg manchmal noch auf Sitzungen vorbereitet und ein paar Akten durchgelesen, und wenn ich darauf keine Lust hatte, konnte ich mit meinem Kollegen plaudern. Oft hat man sich für eine Fahrgemeinschaft mit Leuten aus einer ganz anderen Abteilung zusammengetan. Auf einmal hatte man dann einen Geschäftsführer oder Bereichsleiter im Auto sitzen, den man vorher noch nie gesehen hatte. Ich kann Ihnen sagen, da führt man auf 600 Kilometern oft ganz tolle Gespräche.

Wenn der Fahrer Überstunden machen muss, müssen Sie es aber auch.

Ich sag es mal böse: Es hat heute doch jeder einen Schreibtisch voller Arbeit. Wenn ich rechtzeitig weiß, dass der andere länger arbeiten muss, mache ich eben auch mal länger. In einer Fahrgemeinschaft geht es nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme, und wenn sich kurzfristig was verschiebt, mit Toleranz. Dann komme ich halt mal eine halbe Stunde später nach Hause.

Wer mitmachen will, kann sich auf der Seite westallianz-muenchen.de kostenlos registrieren.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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