Fahrrädständer vor dem Familienbad:Mir san mir

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Die umstrittenen, neuen Radständer am Dachauer Familienbad. (Foto: Toni Heigl)

Warum die Stadtwerke auf den Rat des ADFC verzichten und vor dem Familienbad Radständer aufbauen, die als technisch problematisch gelten.

Von Petra Schafflik, Dacha

u - Rechtzeitig vor Beginn der Badesaison haben die Stadtwerke den Eingangsbereich des Freibads neu gestaltet. Auch die alten Radlständer wurden ersetzt, was jetzt aber die Kritik das Dachauer Radfahrerverbands ADFC hervorruft. Das installierte Modell "entspricht überhaupt nicht dem aktuellen Standard", moniert ADFC-Kreisvorsitzender Rainer Endreß. Die Abstände zum Nachbarfahrrad seien viel zu gering, ein geordnetes Abstellen schwierig. Der ADFC-Vorsitzende bedauert, dass weder der Fahrradclub noch der Runde Tisch Radverkehr vor dem Umbau befragt wurden. "Jetzt bleibt es so - und das ist unbefriedigend."

"Billigständer" nennt Endreß die Radständer, die nach seiner Ansicht nicht mehr zeitgemäß sind. Denn die im Ständer fixierte Vorderrad-Felge werde bei diesem Modell rasch beschädigt. "Das gibt schnell einen Achter", erklärt er. Denn durch den geringen Abstand von Rad zu Rad passiere es leicht, dass beim Abstellen ein Nachbarrad touchiert wird und wegkippt. Dann sei der Schaden schnell da. Gerade am Familienbad, wo Gäste mit Rucksäcken, Taschen oder Matten beladen ankommen, sollte mehr Raum sein, findet Endreß.

Warum die Stadtwerke genau diese Abstellanlagen installiert haben, erklärte der kaufmännische Geschäftsführer Robert Haimerl im Werkausschuss auf Anfrage von Bündnis-Stadtrat Michael Eisenmann. Der Kommunalpolitiker hatte von der ADFC-Kritik erfahren und bat um Aufklärung. Der Umbau, so Stadtwerkechef Haimerl, habe mehrere Ziele verfolgt, die es alle unter einen Hut zu bringen galt. Die Einfahrtssituation am Familienbad sollte generell besser gestaltet werden, mehr Behindertenparkplätze und zusätzlich auch Motorradstellflächen angelegt werden. Für die Fahrradständer, die an alter Stelle gebaut werden sollten, blieb weniger Fläche übrig. Daher habe das Ziel gegolten: "Nicht möglichst schöne, sondern möglichst viele".

Also wurde das alte Modell erneut angeschafft und installiert. Das habe sich bewährt, nie hätten sich in der Vergangenheit Freibad-Gäste über die Fahrradständer beschwert. Abstellanlagen, wie sie der ADFC bevorzuge, hätten ein Drittel weniger Stellplätze bedeutet, so Haimerl. Doch Endreß war nicht überzeugt. "400 Stellplätze sind klasse, aber besser sind 250 gute." Der Blick auf die Anzahl sei "genau verkehrt", weil bei beengten Anlagen "die Räder einfach auf einen Haufen geworfen werden."

Die Stadtwerke haben vor dem Umbau den örtlichen ADFC gezielt nicht um Rat gefragt, denn von dessen Expertise hält der Stadtwerkechef wenig. "Das ist auch nur ein Interessensverband wie jeder andere", sagte Haimerl im Werkausschuss des Stadtrats. ADFC-Vorstand Endreß ist enttäuscht. Wer den Radverkehr fördern wolle, müsse solide und brauchbare Abstellmöglichkeiten anbieten. Da sei es bedauerlich, dass kommunale Einrichtungen nicht als Vorbild agierten. So sei in Dachau einzig vor dem Bürgerbüro ein ordentlicher Radständer vorhanden. "Sonst gibt es bei städtischen Gebäuden nirgendwo eine öffentliche Abstellmöglichkeit, die als gut bezeichnet werden kann." Auch vor dem Familienbad nicht. Dort werde es für immer mehr Radler unter den Badegästen wohl auf lange Sicht noch mehr Fahrradständer brauchen, betonte Haimerl ausdrücklich. Die wollen die Stadtwerke aber nach eigenen Vorstellungen installieren, und nicht nach denen des ADFC.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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