Autorenlesung:Begeisterung

Foto: Toni Heigl (Foto: Toni Heigl)

Liegt es etwa am Alter von 90 Jahren, dass ein renommierter Schriftsteller wie Martin Walser seinen neuesten Roman "Ein sterbender Mann" nur mit Co-Autorin Thekla Chabbi hinbekommen hat? Entspannt kokettierte Walser beim Auftritt im Ludwig-Thoma-Haus in der städtischen Reihe "Dachau liest" mit Unterstellungen dieser Art, um sie lässig zurückzuweisen. Und um mit der Sinologin Thekla Chabbi in eine eheähnliche Spiegelfechterei darüber einzutreten, wer nun welchen Anteil und welchen Einfluss auf das gemeinsame literarische Werk hatte. Deswegen bemerkte Literaturagent Thomas Kraft aus München, der Walser nach Dachau geholt hatte, amüsiert: Eigentlich müsste man annehmen, dass solche Fragen geklärt sind, wenn ein Roman veröffentlicht wird. Die Zuhörer lachten. Großer Applaus zum Schluss und auch große Erleichterung. Denn wenn ein Mann von der Bedeutung Walsers nach Dachau kommt, wünscht man sich ein volles Haus. Deswegen waren nicht wenige kulturbeflissene Bürger am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr noch sehr nervös, als mit ihnen die ersten Besucher eintröpfelten. Umso erfreuter zeigten sie sich darüber, dass der große Stockmann-Saal schließlich doch bis auf wenige Plätze besetzt war. Dem Kulturamt und der Stadtbibliothek ist es zu gönnen, dass die weiteren Veranstaltungen ähnlich erfolgreich sind. Wann hat man schon die Gelegenheit, solche Sprachkünstler wie die humorvolle Nina George oder Martin Walser zu erleben? Und jetzt am Wochenende: Samstag, 8. Oktober, 20 Uhr: Wiglaf Droste, "Nomade im Speck". Sonntag, 9. Oktober, elf Uhr: Friedrich Ani, "Nackter Mann, der brennt". Sonntag, 9. Oktober, 18 Uhr: Michael Kumpfmüller, "Die Erziehung des Mannes".

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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