CSU-Lob für Viktor Orbán:Entlarvende Freundschaften

Lesezeit: 1 min

Demokratie? Egal. Hauptsache Wählerstimmen

"Orbán inspiriert die CSU" vom 10. April:

Ungarische Verhältnisse

Die CSU und Viktor Orbán - für mich das Rätsel der Woche. In den Medien war zu lesen, dass Herr Seehofer Viktor Orbán gratuliert hat und sich über dessen Wahlsieg freut (!). Zitat: "Nichts ist eine stärkere Bestätigung als der Erfolg an der Wahlurne." Das gilt dann vermutlich auch für die Wahlergebnisse von Putin und Co. Außerdem verteidigt unser Innenminister den ungarischen Regierungschef gegen Kritiker aus der EU. Ich kann das nur so interpretieren, dass der Bundesinnenminister (und weitere CSU-Politiker) sich insgeheim "ungarische Verhältnisse" in Bayern und Deutschland wünschen. Ist so ein Politikverständnis noch vereinbar mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung? Braucht unsere "deutsche Heimat" nach CSU-Verständnis eventuell gar keine Demokratie? Wie will dieser Innenminister unsere Demokratie verteidigen, wenn er Antidemokraten in den höchsten Tönen lobt? Für mich ist das ein großes Rätsel. Frank Dittmer, München

Unter Stammtisch-Niveau

Nach den überschwänglichen Glückwünschen von Seehofer und Stoiber für den Demokratiezerstörer Orbán fragt man sich, ob wir jetzt mit gemeinsamen Wahlkampfauftritten in Bayern rechnen müssen. Ist für die CSU so nachahmenswert, wie Orbán den Rechtsstaat zerstört, die freien Medien erst behindert, dann durch seine Anhänger besetzt, wie er Hilfsorganisationen für Flüchtlinge verbieten will, wie er die EU nur benutzt, um Geld abzuschöpfen? Dass nun Manfred Weber wie vorher schon Dobrindt auch zum Bewunderer Orbáns wurde, ist schon erschütternd. Will uns Seehofer als Heimatminister das Orbán-Modell aufpfropfen? Nachdem man sich ja inzwischen regelmäßig bei den Winterklausuren Orbáns Ratschläge einholt, wäre das kein Wunder. Will die CSU damit die Stammtische bedienen? Selbst für die meisten Stammtische wäre das eine Beleidigung. Georg Summerer, Wolfratshausen

Blanker Opportunismus

Deutlicher kann man nicht machen, dass für die CSU Wählerstimmen die einzige gültige Währung sind, egal welche verfassungsfeindlichen Ansichten und Aktionen sie dafür loben oder auch selbst vertreten und vielleicht begehen muss. Es weckt Wut, dass Seehofer & Co leider trotz - oder womöglich leider gerade wegen - dieser Selbstentlarvung als im tiefsten Kern undemokratische, antieuropäische Partei auf Zustimmung hoffen können. Friedrich-Karl Bruhns, München

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: