CSU-Generalsekretär in der Kritik:Wer Bischöfe verprellt, wird Sturm ernten

Lesezeit: 3 min

CSU-Kampfhund SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch (Foto: N/A)

SZ-Leser werfen Andreas Scheuer kirchenfernen Rassismus und Ignoranz vor - aber es gibt auch Verständnis für eine harte Asylpolitik

"Scheuer unter Feuer" und Kommentar "Nicht mehr zu halten" vom 20. September, "Seehofer lehnt Entlassung Scheuers ab" vom 21. September:

Menschenverachtend

In Artikel 1 Absatz 1 Grundgesetz heißt es: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das gilt auch für fußballspielende, ministrierende Senegalesen, die über drei Jahre da sind! Eine Partei, deren Generalsekretär sich so in seiner Wortwahl vergreift wie CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer und damit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Vorschub leistet, sollte das Wort "christlich" aus ihrem Parteinamen entfernen. Sabine Vollmer, Celle

Sogenannte Flüchtlinge

Ich bin seit über 45 Jahren SPD-Wähler und hätte es nie für möglich gehalten, einmal CSU-Positionen zu vertreten. Aber in der Flüchtlingsfrage ist es nun so weit. Im Senegal herrschen weder Krieg noch Hunger. Die sogenannten Flüchtlinge aus dem Senegal wollen ganz einfach ein besseres Leben in Deutschland. Das ist ihnen nicht zu verdenken. Aber nehmen sie damit nicht wirklichen Flüchtlingen, zum Beispiel aus Aleppo in Syrien, wo sie jeden Tag mit dem Tode bedroht sind, einen Platz weg? Mögen sie für ihre "Flucht" auch viele Strapazen und Risiken auf sich genommen haben und in Deutschland gut Fußball spielen und ministrieren, haben sie deshalb ein Bleiberecht? Nach dem Grundgesetz nicht! Vielleicht aus christlicher Barmherzigkeit. Aber stellen nicht Kirchenmänner, die ein sogenanntes Kirchenasyl gewähren, ihre Religion über das Gesetz? Sind wir uns nicht alle einig, dass das Grundgesetz für alle gelten muss, für Muslime und für Christen? Auch viele Politiker zeigen ein gutes Herz, wenn sie sich für alle "Flüchtlinge" einsetzen. Sie sollten aber auch an die Folgen denken: Die meisten Menschen aus anderen Kulturkreisen werden sich bei uns nie wirklich integrieren, sich nie heimisch fühlen, sie werden unter Heimweh leiden, sich arm, enttäuscht und benachteiligt fühlen (arm sein unter Armen ist nicht so schlimm wie arm sein unter Reichen) - und sie werden trotzdem nach Hause telefonieren und mailen, wie toll es in Deutschland sei. Und es werden mehr die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer wagen und es werden mehr umkommen und es werden mehr schaffen und wieder nach Hause mailen . . . Die Folgen einer Parallelgesellschaft sieht man in Frankreich. An eine mögliche Wirtschaftskrise in Europa, auch in Deutschland, wage ich erst gar nicht zu denken. Hans Mauer, Vilsbiburg

Alternativ-Kurs

Scheuer macht ganz klar: Die CSU folgt lieber Frau Petry als den Bischöfen. Dr. Hermann Funke, Hamburg

Rassismus

Dass der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sich die Maske selbst vom Gesicht reißt, macht die darunter zum Vorschein kommende Fratze des Rassismus leider nicht schöner. Erst Recht nicht seine nachgeschobenen Verteidigungsversuche. Um zu zeigen, worum es ihm wirklich geht, muss man seine Aufzählung aus dem Integrationskatalog nur einmal fortsetzen. Wie schwer wäre es nämlich erst, einen Fußball spielenden und ministrierenden Senegalesen abzuschieben, der darüber hinaus noch viele Freunde, tolle Sprachkenntnisse, eine Lebensgefährtin, ein gut dotiertes Arbeitsangebot und zu guter Letzt keine strafrechtlichen Verfehlungen aufzuweisen hat. Den könnte man nämlich womöglich überhaupt nie wieder abschieben. Ein nur zu großer Graus und zu fürchtendes Schreckensbild für den CSU-Generalsekretär, der endlich deutlich gemacht hat, worum es seiner Partei bei der von ihr beständig angeheizten, schrägen Flüchtlingsdebatte wirklich geht, nämlich alleine um die Herkunft und die Hautfarbe der Betroffenen. Martin Ratheke, Berlin

Christliche Tarnung

Der erkennbar sehr von sich überzeugte Generalsekretär der CSU hat mal wieder aller Welt demonstriert, wes Geistes Kind er ist, diesmal allerdings mit einer besonders perfiden Äußerung. Aber der Wähler sollte sich darüber im Klaren sein: Scheuer ist nur einer von vielen in der CSU, die gerade in der Flüchtlingspolitik alles andere als "christlich" denken und handeln. Das "C" im Namen dieser Partei ist nur Tarnung. Wer bei vor Krieg, Hunger und Elend Flüchtenden nicht egoistisch nur an Abschottung, Stacheldraht und Obergrenze denkt, sollte sich vor der nächsten Wahl doch mal nach einer anderen Partei umsehen, die das Christliche vielleicht nicht im Namen führt, aber dem Geiste nach eher in diese Kategorie einzuordnen ist. Es gibt solche Alternativen, auch für traditionell CSU Wählende. Rolf Meisemann, München

Leserbriefe stellen keine redaktionelle Meinungsäußerung dar, dürfen gekürzt und digital veröffentlicht werden. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Das Leserforum des SZ-Ressorts "München-Region-Bayern" erreichen Sie per E-Mail unter forum-region@sueddeutsche.de, per Fax unter 089/2183-8295.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: