Chronologie der Gewaltexzesse:Jugendliche Schläger in München

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Die brutale Tat in Solln ist leider kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren häuften sich Gewaltausbrüche von Jugendlichen in München. Eine Chronologie.

Beate Wild

Mai 2004

Dieses Bild sorgte in ganz Deutschland im Dezember 2007 für Aufregung: Serkan A. und Spyridon L. bringen den Rentner Bruno N. am U-Bahnhof Arabellapark fast um. (Foto: Foto: AP)

Bereits im Mai 2004 kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall in der Münchner S-Bahn. Marcel, ein 17-jähriger Schüler fährt mit Freunden mit der S 6 in die Innenstadt, als sie mit anderen Jugendlichen in Streit geraten. Am S-Bahnhof Stachus eskaliert die Situation. Ein damals 19-Jähriger schlägt Marcel zweimal mit der Faust ins Gesicht, worauf dieser zu Boden geht. Der Schläger versucht noch, sein Opfer zu reanimieren, doch sechs Tage später stirbt Marcel an einer Gehirnblutung. Der drogen- und alkoholabhängige Täter ist zur Tatzeit betrunken. Er erhält eine Jugendstrafe von drei Jahren.

Dezember 2007

Im Dezember 2007 sorgt ein anderer Fall deutschlandweit für Schlagzeilen. Der damals 20-jährige Serkan A. und der 17 Jahre alte Spyridon L. verprügeln im U-Bahnhof Arabellapark den Rentner Bruno N. derart schwer, dass dieser nur knapp überlebt. Festgehalten wird die brutale Tat von einer Videokamera. Die Aufnahmen zeigen, wie die beiden jungen Männer den 76-Jährigen mit Tritten und Schlägen traktieren, ihn zu Boden schlagen und mit voller Wucht gegen den Kopf des Liegenden treten. Das Opfer erleidet dabei einen dreifachen Schädelbruch. Serkan A. und Spyridon L., die der Polizei längst als jugendliche Gewalttäter bekannt sind, haben den ehemaligen Schulleiter fast totgetreten, weil er sie auf das Rauchverbot in der U-Bahn hingewiesen hatte. Die beiden Täter bekommen hohe Haftstrafen: Serkan A. wird zu zwölf Jahren, Spyridon L. zu acht Jahren und sechs Monaten verurteilt.

Ebenfalls im Dezember 2007 eine weitere Prügelattacke vor der Kultfabrik am Ostbahnhof. Drei Jugendliche brechen dem 20-jährigen Igor H. das Nasen- und Jochbein. Der junge Mann bekommt als Folge des Vorfalls offenbar Depressionen und begeht im April 2008 Selbstmord.

Januar 2008

Im Januar 2008 dann ein brutaler Raubüberfall auf einen Nachtportier des Hotels Stollberg Plaza in der Münchner Innenstadt. Der 72-jährige Günther K. wird von dem 17 Jahre alten Artur A. mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Der Täter aus der Ukraine nimmt sich 400 Euro Wechselgeld aus der Kasse, das Opfer erleidet Hirnblutungen. Nach einer Notoperation schwebt Günther K. eine Zeit lang in Lebensgefahr, überlebt dann aber ohne bleibende Schäden.

Juni 2008

Im Juni 2008 verprügeln fünf Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren einen Studenten in der U-Bahn in Freimann. Der 24-Jährige soll zu laut telefoniert haben, er erleidet eine Schädel- und eine Nasenprellung.

Oktober 2008

Anfang Oktober 2008 dann ein Streit zwischen einem Marokkaner, 32, und einem Griechen, 21. Am U-Bahnhof Giselastraße schlägt der Marokkaner dem Griechen mit einer Sektflasche den Schädel ein. Das Opfer erleidet eine Hirnblutung und einen Schädelbruch. Als der Täter in seine Heimat fliehen will, wird er am Flughafen festgenommen.

Während der Wiesn 2008 dann ein erneuter Vorfall in der U-Bahn, wieder Haltestelle Giselastraße. Auf dem Heimweg vom Oktoberfest prügelt der 23-jährige Deutsch-Israeli Ophir W. einen 43 Jahre alten Fernmeldemonteur mit Fäusten und Tritten krankenhausreif. Er sei betrunken gewesen, erklärt der Auszubildende in seiner Vernehmung. Der Streit zwischen den beiden sei entbrannt, weil der Täter im Zug geraucht habe. Das Opfer erleidet bei dem Überfall mehrere Brüche.

November 2008

Im November 2008 überfallen sechs Jugendliche in der U-Bahn am Ostbahnhof einen 21-jährige Bundeswehrsoldaten und seinen 24 Jahre alten Bruder. Die beiden Opfer werden mit Faustschlägen attackiert bis sie zu Boden gehen. Der 21-Jährige erleidet Frakturen im Gesicht, der ältere Bruder prallt mit dem Kopf auf den Steinboden und zieht sich einen Schädelbruch zu.

Juli 2009

Ein Gewaltexzess, der bundesweit für große Aufregung sorgte, ereignet sich erst kürzlich - im Juli 2009. Drei betrunkene 16-Jährige aus der Schweiz schlagen einen 46 Jahre alten Versicherungskaufmann am Sendlinger-Tor-Platz halb tot. Mike B., Ivan Z. und Alex D. sollen in der Münchner Innenstadt einen regelrechten "Amoklauf" veranstaltet haben. Die Schüler aus dem Züricher Umland, die sich auf Klassenfahrt in München aufhielten, decken sich nach dem Abendessen mit Alkoholika und Marihuana ein. Erst prügeln sie grundlos auf drei ältere Männer ein, kurze Zeit später treffen sie auf den Geschäftsmann aus Ratingen. Sie schlagen ihn zu Boden und treten mit den Füßen mehrfach auf seinen Kopf ein. Der Mann erleidet schwere Knochenbrüche im Gesicht, ein Schleudertrauma und einen partiellen Gedächtnisverlust.

Der Fall schockiert die Öffenlichkeit auch deshalb, weil die drei Täter bei den Vernehmungen keinerlei Reue zeigen.

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