Christkindlmärkte:Alle Jahre wieder

Lesezeit: 4 min

Glühwein und Weihnachtssterne gibt es auf allen Märkten, aber wo bekommt man die besten Fischsemmeln, wo hört man gute Musik und wo trinkt man süffiges Bockbier? Ein Überblick

Von Andreas Schubert

Immer wenn in der Adventszeit Besuch nach München kommt, machen sich Hiesige schon vorher Gedanken, welchen Christkindlmarkt sie empfehlen sollen. Denn die Ansprüche sind verschieden, die einen wollen's unbedingt romantisch, die anderen authentisch, wiederum andere sind auf der Suche nach dem perfekten Glühwein - sofern es so etwas überhaupt gibt. Eine kleine Auswahl erleichtert die Entscheidung.

Guter Ausgangspunkt

Wirklich romantisch und einladend ist der Sendlinger-Tor-Platz ja gewöhnlich nicht. Da trifft es sich ganz gut, dass dort wenigstens einen Monat lang etwas los ist. Der Markt ist wegen seiner Lage zwischen Zentrum und Gärtnerplatzviertel ein wunderbarer Ausgangspunkt für weitere abendliche Unternehmungen. Besonderheit: Regensburger Spezial, eine Knackwurstsemmel mit etwas süßem Senf, Meerrettich und Essiggurke. Bis 23. Dezember, geöffnet täglich von 10.30 bis 21 Uhr.

Kutsche und Karussell

Der "Weihnachtszauber im Englischen Garten" gilt besonders bei Schnee als einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Stadt, wenn nicht gar als der schönste. Das Areal ist so weitläufig, dass sich die Menschen im Gegensatz zu den anderen Märkten nicht gegenseitig erdrücken. Nur am Kinderkarussell wird es zu Stoßzeiten eng. Besonderheit: Besagtes Kinderkarussell und Kutschenfahrten durch den Englischen Garten, die am Markt starten. Bis 23. Dezember, geöffnet Montag bis Freitag von 12 bis 20.30 Uhr; Samstag und Sonntag von 11 bis 20.30 Uhr.

Kunst statt Kitsch

Der Christkindlmarkt an der Münchner Freiheit bietet weitaus mehr als Weihnachtskitsch und Adventsgedudel. Hier treten diverse Livebands auf, darüberhinaus prägen viel Kunst und Kunsthandwerk den Markt. Hier geht es recht leger zu, die Tradition der Gegend als früheres Künstlerviertel verpflichtet eben. Besonderheit: Jedes Jahr gibt es im Kunstzelt eine Gemeinschaftsausstellung von zirka 25 Künstlern. Bis 24. Dezember, Montag bis Freitag von 12 bis 20.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 20.30 Uhr, an Heiligabend von 11 bis 14 Uhr.

Für ein paar Gulden

Nicht nur Fans der Serie Game of Thrones fühlen sich inmitten von Rittergedöns und Mittelalter-Historismus wohl. Das Adventsspektakel am Wittelsbacherplatz ist so beliebt, dass es hier an den meisten Tagen ziemlich eng wird. Die guten Essensangebote sind dennoch einen Besuch wert. Da hält man es schon aus, wenn mancher Standlverkäufer es dann ein bisschen übertreibt mit der Mittelalterseligkeit und statt fünf Euro für eine Semmel "der Gulden fünf" verlangt. Besonderheit: Flammende Feuerzangenbowle. Bis 23. Dezember, geöffnet täglich von 11 bis 20 Uhr.

Bockbier statt Glühwein

Rund um den Brunnen am Weißenburger Platz geht es ziemlich familiär zu. Hübsche Holzbuden, kreisförmig umringt von Altbauten, viele Bäume und ein Andrang, der sich noch in vernünftigen Grenzen hält. Das heißt nicht, dass nichts los wäre in Haidhausen, im Gegenteil. Nur muss man nicht befürchten, von Adventsseligen im Weihnachtsrausch erdrückt zu werden. Was den Markt noch auszeichnet, ist der Christmator, ein süffiges Bockbier, das extra für den Advent bei Paulaner gebraut wird. Damit lässt sich jedwede Glühweinplörre bestens herunterspülen. Und: Wer es nicht vorher schafft, kann sich noch an Heiligabend bis 14 Uhr auf dem Markt mit Geschenken eindecken. Bis 24. Dezember, täglich 11 bis 20.30 Uhr, Donnerstag, Freitag und Samstag bis 21 Uhr.

Wie im Märchen

Relativ neu in der Riege der Weihnachtsmärkte ist der Märchenbazar (ja, mit "z") auf dem Viehhofgelände. Hier gibt es nostalgische Zelte, in denen Musik gespielt, Flohmarktware feilgeboten, Glühwein ausgeschenkt und Essen verkauft wird. Der Markt ist vor allem bei jungen Menschen beliebt, die auch im Sommer das alternative Flair des Viehhofs schätzen. Besonderheit Nummer eins: Hier gibt es jeden Samstag und Sonntag von 11 Uhr an ein Weißwurstfrühstück. Besonderheit Nummer zwei: Der Markt ist bis zum 26. Dezember geöffnet. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 16 bis 23 Uhr, Freitag von 16 bis 1 Uhr, Samstag von 11 bis 1 Uhr und Sonntag von 11 bis 20 Uhr.

Alternative mit Tradition

Das unbeschreibliche Tollwood-Festival zu beschreiben, ist eigentlich unmöglich. Was kann man also darüber sagen: Es ist alternativ, international, bio, abwechslungsreich, musikalisch, witzig, politisch. Wer jetzt sagt, das sei soweit nichts Neues, dem sei geantwortet: Wer auf dem Tollwood und seinem "Markt der Ideen" auch nach mehreren Besuchen nicht irgendwo etwas Neues entdeckt, hat nur nicht richtig hingeschaut oder reingeschmeckt. Wenn es geregnet hat, sollte man wegen des aufgeweichten Bodens allerdings nicht unbedingt schmutzempfindlich sein. Bis 23. Dezember, Montag bis Freitag von 14 bis 1 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 1 Uhr.

Glühwein im Innenhof

Tja, die Stadt gibt sich alle Jahre wieder Mühe, ihren eigenen Markt gut zu verkaufen. Er sei authentisch, das Original und so weiter. In der Tat kann man Besucher hier ruhigen Gewissens hinschicken. Okay, gemessen an den vielen Besuchern, vor allem aus Italien, ist der Markt so authentisch wie die Wiesn. Das Warenangebot an mehr oder minder kitschigen Weihnachtssachen ist überbordend, das kulinarische dagegen eher konventionell. Dafür lohnt sich von hier aus ein Abstecher in den Rathausinnenhof. Hier darf jedes Jahr jene Gemeinde Glühwein ausschenken, die den Christbaum gespendet hat (der 2016 übrigens sehr schön gewachsen ist). Und diese Gemeinden wollen Werbung für sich machen, da strengen sich die Glühweinköche ganz besonders an. Das schmeckt man immer wieder, und weil sich in den Hof komischerweise nicht allzu viele Touristen verirren, ist es noch dazu relativ entspannt - außer am Samstag vielleicht. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 10 bis 21 Uhr, am Sonntag bis 20 Uhr und an Heiligabend bis 14 Uhr.

Fisch und Bowle

Zum kleinen Ableger des großen Nachbarn sind es vom Marienplatz nur ein paar Schritte. Das Sternenplatzl am Rindermarkt bietet das übliche Warensortiment, ohne das ein gescheiter Advent nicht auskommt. Darüber hinaus trifft sich die arbeitende Bevölkerung abends hier gerne zum Bowling - zum Feuerzangen-Bowling, genauer gesagt. Das Süßzeug wärmt vortrefflich und ist deshalb ziemlich beliebt, weshalb es hier oft recht eng zugeht. Wer sich mit einem Flammlachs ein bisschen Unterlage anessen will, wird zwar ordentlich zur Kasse gebeten - dafür ist das die vielleicht beste Fischsemmel, die in der Stadt zu haben ist. Täglich von 10 bis 21 Uhr.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: