Bürgerbeschwerde:Unerwünschte Werbung

Lesezeit: 1 min

Ausländerfeinde bestücken Medien in der Stadtbibliothek

"Wir schenken Deutschland ein Lächeln", steht auf dem Aufkleber. Dazu ein großer Smiley, der einen Daumen nach oben streckt. Frei nach dem Motto: alles in Ordnung. Doch die Kundin, die den Aufkleber sah, fand ihn gar nicht in Ordnung. Sie hatte sich am Wochenende eine DVD in der Stadtbibliothek Neuperlach ausgeliehen. Als sie die Hülle öffnete, grinste ihr schon diese Pegida-Werbung entgegen. Ein Aufruf zur Teilnahme an der Montags-Demo. Die Kundin war schockiert und meldete den Fall der Stadtbibliothek.

Ob es sich um eine gezielte Aktion der Pegida-Organisation handelt oder um die Tat eines Einzelnen, werde derzeit geprüft, so die Pressesprecherin des Kulturreferats Jennifer Becker. In letzter Zeit hätten viele Kultureinrichtungen vermehrt mit rechtsextremen und ausländerfeindlichen Zuschriften zu kämpfen. Vor allem, wenn sie Hilfsprogramme für Flüchtlinge anbieten. Die Stadtbibliothek München beispielsweise ermöglicht Flüchtlingen die kostenlose Nutzung der Räume und Bücher. Dadurch bekomme die Bibliothek auch immer wieder Zuschriften mit ausländerfeindlichem Inhalt, so Anna Zwenger, Sprecherin der Stadtbibliothek. Vor zwei Wochen hatte ein Unbekannter in der Stadtbibliothek am Gasteig Flugblätter mit diffusen ausländerfeindlichen Parolen in Zeitschriften versteckt. "Grundsätzlich verurteilen wir eine rechte und diskriminierende Geisteshaltung aufs Schärfste und dulden keine entsprechenden Aktionen in unseren Räumen", so Zwenger. Zwar hat die Stadtbibliothek bis jetzt noch keine rechtlichen Schritte unternommen, jedoch erwäge man in Anbetracht der sich häufenden Fälle eine Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Auch, wenn die wahrscheinlich ergebnislos bleibt, gehe es doch darum, ein Zeichen gegen solche Aktionen zu setzen, so die Sprecherin.

Gänzlich vermeiden lassen sich die nämlich kaum. Das sei anhand der schieren Masse an Büchern und Besuchern vom Personal nicht zu leisten, sagt Zwenger. Es werden jedoch alle Besucher ausdrücklich aufgefordert, sofort der Bibliothek zu melden, wenn sie einen ähnlichen Fund machen oder beobachten, wie jemand Zettel in den Räumen oder Büchern verteilt.

© SZ vom 04.11.2015 / eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: