Bryan Adams in der Olympiahalle:Wiesnsongs und alte Schnulzen

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"Hat jemand ein Dirndl an?": Beim Konzert von Bryan Adams in der Olympiahalle verkommt die Musik zu einem Randaspekt.

Lisa Sonnabend

Nun kommt auch noch Hansi in Lederhosen auf die Bühne, schüttelt Bryan Adams die Hand und winkt den sechs Frauen in Dirndl zu, die sich um den kanadischen Sänger scharen. Hansi setzt sich ans Piano und stimmt "In München steht ein Hofbräuhaus" an. Adams schnappt sich ein fesches Madl und hakt sich zum Tanzen ein.

Gefühl geht anders: Bryan Adams in der Olympiahalle. (Foto: Foto: ddp)

Beim Konzert am Mittwochabend in der Münchner Olympiahalle verkommt die Musik von Adams zu einem Nebenaspekt. Der Kanadier ist längst nicht mehr nur Musiker, sondern auch Fotograf und Herausgeber einer Zeitschrift. Die Interessen liegen inzwischen wohl woanders. Seine Hits spult der Sänger nur noch halbherzig herunter. Eben hat er noch mit den Dirndln getanzt, anschließend stimmt er seine vielleicht größte Schnulze "If you really love a woman" an. Gefühl geht anders. Adams wirkt in solchen Momenten ebenso wenig glaubwürdig wie ein Betrunkener, der einer Frau auf dem Oktoberfest einen Heiratsantrag macht.

Dabei hatte das Konzert vielversprechend begonnen. Bryan Adams spielte die ersten zwei Songs auf einer kleinen Rundbühne mitten im Publikum. Er schüttelte die Hände von zig Konzertbesuchern, nahm den Fans die Handykamera aus der Hand, um sich mit ihnen abzulichten, und tanzte mit Konzertbesucherinnen. Der 50-Jährige schien wie der Junge von nebenan, so frisch wie vor 25 Jahren bei seinem ersten Konzert in München. Adams trägt immer noch Jeans, das schwarze T-Shirt hat er inzwischen allerdings gegen ein schwarzes Hemd getauscht.

Doch die Balladen wirken ein wenig lustlos hingehaucht. Nur manchmal, wenn seine rauchige Stimme durch die Olympiahalle schallt "Please forgive me", ist Adams ergreifend. Bei seinen rockigen Hits rennt Adams von einem Bühnenende zum anderen und zeigt ins Publikum. Die Rockposen wirken fast prollig.

Der Kanadier macht immer noch klassischen Mainstream-Rock. Seine Songs folgen dem Muster: rockig oder ruhig, mit eingängigem und meist kitschigem Text. Und so ähneln die Stücke seines neuen Albums "11" den alten Hits wie "Summer of '69", "(Everything I do) I do it for you" oder "Cuts like a knife" - die neuen Lieder sind nicht besser und nicht schlechter als die alten.

Möglicherweise ist dies der Grund, warum Adams beim Konzert fast nur alte Lieder spielt. Auch wenn man sich seit zehn Jahren keine Bryan-Adams-CD mehr gekauft hat, kann man alle Lieder bis auf drei mitsingen.

Das Bühnenbild ist überraschend schlicht, die Lichtshow sparsam. Lediglich auf drei Bildschirmen werden Konzertszenen im Hintergrund eingeblendet. Da hätte man von Adams, der sich derzeit als Fotograf einen Namen macht und schon Tony Blair, Kate Moss, den Papst und die Deutsche Fußballnationalmannschaft fotografiert hat, mehr erwartet.

Immerhin: Der Versuch von Bryan Adams, die Bühne in ein Bierzelt zu verwandeln, scheitert. Die Ordner kommen seiner Forderung nicht nach, einen Biertisch und Bänke für die Mädels in Dirndl auf die Bühne zu stellen. Eine Maß bringen sie Adams am Ende trotzdem. Bryan Adams nimmt einen Schluck und ist noch ein bisschen mehr abgelenkt von seiner Musik.

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