Braucht's des?:Gastdirigent

Das Gastdirigat beim Wiesn-Platzkonzert ist eine Bewährungsprobe für Personen des öffentlichen Lebens. (Foto: AFP)

Als Person des öffentlichen Lebens muss man immer eine gute Figur machen. Würde sich zum Beispiel Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Anzapfen blöd anstellen, hinge ihm das den Rest seiner Amtszeit nach. Das Gastdirigat beim Wiesn-Platzkonzert ist eine weitere Bewährungsprobe für den OB und andere, etwa seinen Stellvertreter Josef Schmid, Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle oder Wiesnstadtrat Otto Seidl. Wer da stocksteif den Taktstock schwingt, blamiert sich leicht. Freilich ist klar: Was die Herrschaften auf dem Podium treiben, ist eher eine Art rhythmischer Sportgymnastik als ein Dirigat. Es wäre interessant gewesen zu hören, wie der "Laridah Marsch" geklungen hätte, hätte sich die Kapelle an die, sagen wir, avantgardistischen Vorgaben von KVR-Chef Böhle gehalten. Aber Profi-Musiker lassen sich so leicht nicht aus dem Rhythmus bringen. Für Leute, die in ihrem Berufsleben den Takt vorgeben, ist so ein Gastdirigat eine nette Geste. Dass diese funktioniert, dafür sorgt stets ein Mann, der quasi als Ghostdirigent im Hintergrund agiert, während alle Welt auf die wedelnden Arme der Prominenz schaut: Alois Altmann von den Isarspatzen, die im Hofbräuzelt spielen. Den braucht's wirklich dringend bei solchen Anlässen. Sonst würde beim Platzkonzert aus Märschen ganz schnell ein arges Gestolper.

© SZ vom 26.09.2016 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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