Bluttat am OEZ:Begegnung im Darknet

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Fahnder hatten früh Kontakt zum Amokläufer - ohne es zu wissen

Von Martin Bernstein, München

Verdeckte Ermittler hatten schon ein Jahr vor der Bluttat am Olympia-Einkaufszentrum im Darknet zufällig Kontakt mit dem späteren Attentäter David S. - ohne zu wissen, mit wem sie es zu tun haben. Im Prozess gegen den Waffenhändler Philipp K. hat am Mittwoch ein Frankfurter Zollfahnder ausgesagt. Demnach hatten die Fahnder im April 2015 einen Account in einem Waffenforum übernommen. Drei Monate später nahm David S. auf der Suche nach einer Glock 17 Kontakt auf zu diesem vermeintlichen Waffenfan. David S. lancierte mehrere Anfragen im Darknet, ehe er später auf Philipp K. stieß.

Neue Details zur Vorgeschichte der Bluttat vom 22. Juli 2016 sind ebenfalls bekannt geworden. David S. hatte einen 16-Jährigen, den er aus seiner Zeit in der psychosomatischen Klinik Harlaching kannte, um kurz nach 16 Uhr zum McDonalds in der Hanauer Straße bestellt. Offenbar wollte er ihm dort die Waffe und die Munition in seinem Rucksack zeigen, die beiden wurden aber gestört. Nur wenige Stunden nach den tödlichen Schüssen ging der 16-Jährige zur Polizeiinspektion Laim. Dort soll er - so eine Nebenklage-Vertreterin - angegeben haben, sein Bekannter habe aus völkisch-rassistischen Motiven gemordet. David S. soll auch Zweifel geäußert haben, ob am OEZ genügend Personen aus der von ihm ins Visier genommenen Bevölkerungsgruppen anwesend seien. Vielleicht, so S., wäre der Stachus geeigneter für die Tat.

Dass der Mann, der S. die Waffe verkaufte, die Morde am OEZ "billigend in Kauf" genommen habe, steht für den Münchner Nebenklage-Anwalt Nico Werning außer Frage. Möglicherweise habe er aber sogar dessen Pläne gekannt und befürwortet. Werning beantragte deshalb, eine Verurteilung wegen Beihilfe zu den neun Morden ins Auge zu fassen.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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