Blick aus Los Angeles:Einfach mitmachen

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Die kalifornische Metropole ist bei Freizeit- und Spitzensport Vorbild

Von Jürgen Schmieder

Die Menschen in Los Angeles sind andauernd draußen an der frischen Luft: Sie surfen im Pazifischen Ozean, sie spielen Volleyball am Strand oder radeln von Santa Monica nach Venice Beach. Okay, das ist nun freilich eine für den Münchner hundsgemeine Beobachtung aus einer Stadt, in der es nur an 30 Tagen pro Jahr regnet und in der das Thermometer auch im November noch 25 Grad anzeigt. Wer da in seiner Wohnung hockt, der ist selbst schuld. Fürs Wetter kann München nichts - es gibt aber dennoch Unterschiede, wie beide Städte mit den jeweiligen Bedingungen umgehen.

In Hermosa Beach etwa, einer kleinen Strandstadt im Süden von Los Angeles, wohnen knapp 20 000 Menschen - folgende Einrichtungen können sie kostenlos nutzen, die Stadt übernimmt sämtliche Kosten für Instandhaltung, Reinigung und Flutlicht: zwei Skateparks, 17 Tennisplätze, zehn Basketballfelder, fünf Fußballplätze, neun Baseballfelder, drei Sporthallen, sechs Lawn-Bowling-Plätze, 34 Beachvolleyballfelder, vier Beachtennisplätze, einen Trimm-Dich-Pfad mit Fitnessgeräten und eine Jogging- und Fahrradstrecke direkt am Strand, die erst im 50 Kilometer entfernten Malibu endet. Wer Sport treiben möchte, der muss kein Mitglied in einem Verein sein, einen Vertrag mit einem Fitnessstudio abschließen oder Eintritt bezahlen. Er fragt einfach die bereits Anwesenden, ob er mitmachen darf. So einfach ist das.

Die Angelenos treiben gerne Sport, sie sehen aber auch gerne den Menschen zu, die das besonders gut können. In München, da konnte sich die Basketballabteilung des FC Bayern nicht mit dem Eishockeyverein EHC über den Bau einer gemeinsamen Halle im Olympiapark einigen. Einer der angegebenen Gründe waren mögliche Terminüberschneidungen. In Los Angeles teilen sich die Basketballklubs Lakers, Clippers und Sparks sowie die Kings (Eishockey) das Staples Center im Stadtzentrum, wo ganz nebenbei auch noch Boxkämpfe, Konzerte und die Grammy-Verleihung veranstaltet werden. Terminüberschneidungen? Ach was, dann spielen die Lakers eben nachmittags und die Kings am Abend.

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht: So gehen die Menschen auch beim Bau neuer Arenen vor. In der Sommerpause wechselte der Footballverein Rams aus St. Louis nach Los Angeles. In den kommenden drei Spielzeiten trägt der Klub seine Heimspiele im Memorial Coliseum aus, dem Stadion der Olympischen Spiele 1932 und 1984. Derweil werden im Süden der Stadt für 2,6 Milliarden Dollar eine Arena für 70 000 Zuschauer und dazu noch eine Halle für 6000 Gäste gebaut. Steuergelder braucht es dafür übrigens nicht, alles wird privat finanziert. Ach ja: Direkt neben dem Coliseum wird gerade ein Fußballstadion für 250 Millionen Dollar gebaut, die Arena Rose Bowl (92 000 Plätze) und die Halle The Forum (17 500) sind gerade renoviert worden.

Wenn sich Städte für die Austragung Olympischer Spiele interessieren, dann wird bisweilen heftig über den nicht gerade billigen Bau von Sportstädten debattiert. In München scheiterte die Bewerbung für die Winterspiele 2022 auch daran. Als Los Angeles seine Bewerbung für die Sommerspiele 2024 einreichte, da sagte Bürgermeister Eric Garcetti über die geplanten Sportstädten einfach: "Keine Sorge, alles schon da."

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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