Bistum lässt Pfarrheim räumen:Berechtigtes Handeln oder unchristliches Tun?

Lesezeit: 3 min

Nur in besonderen Einzelfällen kann es Kirchenasyl für Flüchtlinge geben

"Die Kirche zeigt ihr hartes Herz" vom 9. August:

Es gab eine Alternative

Während Papst Franziskus mahnt, den Flüchtlingen die Herzen und Türen zu öffnen, lässt das Bistum Regensburg vier Roma-Familien von der Polizei räumen. Warum erwog das Bistum Regensburg, nicht dem Bamberger Bischof zu folgen, der grundlegende Rechte im Asylverfahren auch in den Balkanzentren Bamberg und Manching fordert? Warum keinen Aufschub, damit ihre Fälle vom Bamf wirklich ernsthaft geprüft werden konnten? Dabei ist das Bistum Regensburg mit seinem Hilfswerk Renovabis mit Projekten in Ost- und Südosteuropa engagiert und damit über die Ausgrenzung und vielfache Diskriminierung vieler Roma informiert.

Ein vergleichbarer Fall in Hamburg: Dort wurde im September die Michaelis-Kirche, der Hamburger Michel, besetzt. Damals blieben die Roma-Demonstranten vier Wochen auf dem Kirchengelände und wurden dann in Gemeindewohnungen untergebracht. Erst Ende Juni hat sich die Situation in Hamburg endgültig geklärt mit dem Ergebnis: Fünf Familie dürfen (vorerst) vorübergehend in Deutschland bleiben, zwei sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Günther Wagner, Lauf

Gutmütigkeit überstrapaziert

Die Geduld und die Gutmütigkeit der Kirche wurde von den "Flüchtlingen" über die Maßen strapaziert, mit äußerst unschönen Begleiterscheinungen, wie dem Missbrauch von Kindern zu Medienzwecken. Der nicht ausgesprochene, aber unterstellte Vorwurf, Deutschland sei kein Rechtsstaat, ist schon sehr starker Tobak. In welchem Staat Europas genießen Flüchtlinge mehr Rechte als in Deutschland? Wieso übt die EU auf Beitrittskandidaten nicht mehr Druck aus, die Minderheiten in diesen Staaten besser zu integrieren? Finanzielle Druckmittel sind doch sicher vorhanden. Heinrich Huber, Saaldorf-Surheim

Wo war denn Gloria?

Die Kirche sei nicht der Staat, sagen Verantwortliche des Bistums Regensburg. Sie sagen das auch, um ihr unchristliches Tun zu rechtfertigen. In Regensburg wäscht man nun die Hände in Unschuld. Und wenn schon die Amtskirche kein Herz für Flüchtlinge zeigt, dann hätte gerade in Regensburg eine ultrakatholische Dame aus dem Hochadel, die ihr Christentum wie eine Monstranz vor sich herträgt, zeigen können, dass ihr kirchliches Herz nicht hart, sondern weich ist. Gloria von Thurn und Taxis hat doch so ein großes Schloss mit unzähligen Zimmern. Da müsste doch auch noch Platz für 16 arme Asylsuchende sein. Ein "Vergelts Gott" und viel Glanz wären Gloria gewiss gewesen. Peter Kühn, München

Irgendwann reißt die Geduld

Für die Prüfung und die Erteilung des Asyls sind in Deutschland einzig und allein der Staat, das Bamf oder andere Behörden zuständig. Die Kirche kann "Kirchenasyl" gewähren, dies allerdings nur in sehr besonderen Einzelfällen. Die Kirche kann und darf sich nicht über das Gesetz stellen. Sie kann gesellschaftliche Themen aufgreifen, sie kann gesellschaftliche und politische Entscheidungen und Entwicklungen kritisieren und zu beeinflussen versuchen. Damit enden aber ihre Möglichkeiten. Das Kirchenasyl wird von der Kirche gewährt. Wenn ich eine Kirche besetze, ist dies Hausfriedensbruch und Nötigung; nach meinem Rechtsverständnis eindeutig eine Straftat.

Wenn ich lese, dass die Besetzer Asyl oder Aufenthaltsrecht erzwingen wollen, dass ein Mann sogar gedroht haben soll, im Falle der Ablehnung der Aufenthaltserlaubnis seine Tochter anzuzünden, widerspricht das jeder Menschlichkeit und dem Rechtsempfinden; sicher auch jeder Rechtmäßigkeit. Schützt unsere Rechtsordnung solche Eltern? Die Kirche hat wohl über einen längeren Zeitraum die Besetzung geduldet, die Besetzer mit Lebensmitteln und sonstigen Hilfsmitteln versorgt; viele Verhandlungen initiiert, ermöglicht und unterstützt. Wie man aus einem solchen humanen Verhalten ein "kaltes Herz der Kirche" ableiten und konstruieren kann, erschließt sich mir nicht.

Was würden Sie sagen, wenn ich (und 20 Freunde) mich in Ihrer Wohnung breitmachen, von Ihnen das Lebensnotwendige verlangen und die Wohnung nicht freiwillig verlassen würden? Wie lange würden Sie uns unterstützen, diese Situation dulden? Wann würde Ihre Geduld reißen, wie lange würde es dauern, bis Sie Ihr "kaltes Herz" zeigen würden? Es ist leicht, über andere zu urteilen, andere zu verurteilen, wenn man selbst weit weg ist. Welches Recht haben Sie, von anderen zu verlangen, was Sie wohl selbst nicht machen würden? Ein Kommentar mit ganz schalem Beigeschmack. Georg Schuhbaur, Erbach

Leserbriefe stellen keine redaktionelle Meinungsäußerung dar, dürfen gekürzt und digital veröffentlicht werden. Das Leserforum des SZ-Ressorts "München-Region-Bayern" erreichen Sie per E-Mail unter forum-region@sueddeutsche.de, per Fax unter 089/2183-8295.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: