Bildungsreferat:Sportliche Aufgabe

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Lernen statt wohnen: Beatrix Zurek muss neue Schulen bauen

Von Bernd Kastner, München

Beatrix Zurek wartet, seit fast drei Jahren nun schon. 2012 hat sie einen Antrag im Stadtrat gestellt, um einen ethischen Wohnungsbaufonds von der Verwaltung prüfen zu lassen. Mit Geld von Bürgern sollen günstige Wohnungen entstehen. Noch immer liegt der Antrag in der Verwaltung, noch immer wartet München auf genügend Wohnungen. Bald wird Zurek selbst Stein auf Stein setzen lassen, dann aber nicht für Wohnhäuser, sondern für Schulen und Kindergärten. Am Geld mangelt es nicht, und München sehnt Häuser für seine Kinder herbei.

Im kommenden Jahr soll Beatrix Zurek, 55, das Bildungsreferat übernehmen, die Mieteranwältin wird dann städtische Schulministerin. Dabei ist sie bislang öffentlich nicht groß als Bildungspolitikerin in Erscheinung getreten. Dass sie bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion und Korreferentin des Stadtschulrats war, ist allenfalls Rathausinsidern bekannt. "Ich kann nicht beurteilen, warum andere mich für fähig halten, diesen Posten auszufüllen", sagt sie. Um die Bescheidenheit nicht zu übertreiben, charakterisiert sie sich dann noch mit ein paar Begriffen, sperrig, aber durchaus zutreffend: "Durchsetzungsfähigkeit, Organisationstalent, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit." Sie kenne sich aus, wenn auch nicht so in der Tiefe wie etwa ein Lehrer, sagt sie. Außerdem brauche es an der Spitze eines solchen Hauses gewisse Managementqualitäten.

Münchens oberste Mieterschützerin steht seit 2007 an der Spitze des Mietervereins, einem der einflussreichsten Vereine der Stadt. Nach heftigen internen Verwerfungen hat sie ihn befriedet. Im Mai will sie sich nochmals wählen lassen, 2016 aber in die zweite Reihe wechseln. Zurek streitet gerne, für ihre Mieter und die eigenen politischen Überzeugungen. Sie tut das nicht verbissen oder unversöhnlich, sondern eher sportlich. Das passt zu ihrem künftigen Job, ist das Bildungsreferat doch auch für Sport zuständig, und der ist ihr, der Gründerin der Stadtratsfrauenfußballmannschaft, ganz wichtig: "Ein Mensch kann nur gut lernen, wenn er sich bewegt." Die Kickerin und Mieterschützerin Zurek wird bald selbst zur Vermieterin von städtischen Sportanlagen wie dem Sechzgerstadion. Kann sein, dass sie mit dem Mieter, dem TSV 1860, dann darüber streitet, wie die Stadt das Stadion herrichtet. Luxussanierung dürfte für sie ebensowenig infrage kommen wie Entmietung. Zurek ist bekennender Löwen-Fan.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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