Bilanz:Stadtwerke im Minus

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Unternehmen schließt Jahr 2016 mit 164 Millionen Euro Verlust ab

Von Pia Ratzesberger

Die Stadtwerke München (SWM) haben im vergangenen Jahr erneut Verlust gemacht. Das Unternehmen schloss mit einem Minus von 164 Millionen Euro ab, das ist weniger als im Jahr zuvor. Damals lag der Verlust bei 539 Millionen Euro, also mehr als dreimal so hoch. In diesem Jahr schütten die Stadtwerke deshalb auch wieder Gewinn an die Landeshauptstadt München aus, eine festgelegte Summe von 100 Millionen Euro, die eigentlich jedes Jahr in den städtischen Haushalt fließt - im vergangenen Jahr aber war das wegen des enorm hohen Verlustes nicht der Fall. Es liege vor allem an "Sondereffekten", dass man auch in diesem Jahr keine schwarzen Zahlen schreibe, heißt es bei den Stadtwerken. Einer dieser Sondereffekte ist das Kernkraftwerk Isar 2 im Norden von München.

192 Millionen Euro musste das Unternehmen für das Kraftwerk zurückstellen - die Stadtwerke haben dieses Geld also beiseite gelegt, um davon einmal den Abriss des Kraftwerks bezahlen zu können und die Endlagerung der Brennstäbe, wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft. Zumindest zu einem Teil müssen die Stadtwerke dafür aufkommen, eigentlich wird das Kraftwerk Isar 2 von Preussen-Elektra betrieben, einer Tochterfirma des Eon-Konzerns, der hält 75 Prozent an dem Atomkraftwerk. Die restlichen 25 Prozent gehören den Stadtwerken, die damit ein hohes Risiko tragen. Denn sollte Eon einmal nicht mehr zahlen können, müssten sie alleine die kompletten Kosten für das Kraftwerk tragen. "Ohne die Sonderbelastungen für Isar 2 hätten wir das Geschäftsjahr rechnerisch mit 28 Millionen Euro Gewinn abgeschlossen", sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

Der Chef, Florian Bieberbach, hatte schon Ende vergangenen Jahres gewarnt, dass die Rückstellungen für Isar 2 wohl die Bilanz trüben werden, "das schluckt man nicht einfach mal so", sagte er damals. Die schlechten Zahlen dürften bei der SWM also niemanden überraschen, auch der Umsatz hat sich von 6,6 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 6,3 Milliarden Euro im Jahr 2016 leicht verringert. Das liege vor allem daran, das Energie derzeit so billig sei, heißt es bei den Stadtwerken. Für das laufende Geschäftsjahr erhoffe man sich aber wieder einen Gewinn, wie man das bis vor zwei Jahren gewohnt war. Denn in der Zeit von 2011 bis 2014 hatten die Stadtwerke stets Gewinn gemacht, meist um die 200 Millionen Euro.

Die vergangenen zwei Jahre waren für viele Energiekonzerne keine gute Zeit, RWE und Eon machten Milliardenverluste. Der Markt sei nach wie vor "sehr schwierig", steht in einer Mitteilung der Stadtwerke. Das liegt am Atomausstieg, der damit einhergehenden Umstellung auf Erneuerbare Energien, beides kostet die Unternehmen in der Branche eine Menge Geld. Investiert haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr 1,19 Milliarden Euro in allen Bereichen, eben auch in Erneuerbare Energien - sowie in das Glasfasernetz und die Schwimmbäder in der Stadt.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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