Biertempel:Platz am Platzl

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Das Hofbräuhaus geht auf ein bemerkenswertes Privileg zurück

Das Hofbräuhaus ist das berühmteste Wirtshaus der Welt - inzwischen gibt es weltweit mehrere Ableger. Dabei gäbe es das Haus am Platzl wohl nicht, wenn die Bayern nicht immer schon gerne Weißbier getrunken hätten. Das war schon in früheren Zeiten überaus begehrt, vor allem, weil es ein obergäriges Bier ist und als solches das ganze Jahr über auch bei warmen Temperaturen frisch hergestellt werden konnte. Das "normale" untergärige Braunbier, das damals am weitesten verbreitet war, konnte nur in den kalten Monaten gebraut und mangels technischer Möglichkeiten nur begrenzt gelagert werden. Dabei war laut bayerischem Reinheitsgebot, nach dem im Bier nur Gerstenmalz etwas verloren hatte, das Brauen von Weißbier nicht erlaubt. Das Verbot von Weizen im Bier hatte aber weniger mit fehlender Reinheit zu tun, als mit der Tatsache, dass Getreide für Brot verwendet werden sollte. Dennoch verlieh Herzog Wilhelm IV., auf den auch das Reinheitsgebot von 1516 zurückgeht, am 3. August 1548 das erste Weißbierprivileg an das Grafengeschlecht der Degenberger. Ein weiteres Weißbierprivileg verlieh Wilhelm V., Enkel Wilhelms IV., am 14. Juni 1586 Ottheinrich von Schwarzenberg für dessen Brauhaus in Winzer an der Donau. Nach dem Erwerb dieser beiden Weißbierbrauereien samt Privilegien durch Maximilian I. hatten von 1603 an die Wittelsbacher sozusagen ein staatliches Weißbiermonopol geschaffen - eine ausgezeichnete Einnahmequelle. Um keine Konkurrenz zuzulassen, hob Maximilian I. das immer noch gültige Weißbierverbot nicht auf. 1607 entstand in München das "Weiße Hofbräuhaus" an der Stelle, wo heute das Hofbräuhaus steht - am heutigen Platzl. Dort wurde nur obergäriges Weißbier hergestellt. Bis 1808 existierte parallel dazu das ursprüngliche Hofbräuhaus im Alten Hof, in dem untergäriges Bier gebraut wurde. 1898 verlegte Prinzregent Luitpold die Brauerei nach Haidhausen. Am Platzl war nun viel Raum für einen riesigen Biertempel - heute finden dort 3000 Gäste Platz, im Biergarten noch mal etwa 500.

© SZ vom 25.08.2015 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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