Besonderes Bier:Ein Sud, der verbindet

Lesezeit: 2 min

Günther Baumann und Gerhard Reinsch von Richelbräu und Leonid Lipkin und Erik Salarov vom Libira Brewpub (von links) setzen ihren Sud an. (Foto: Stephan Rumpf)

In Neuhausen entsteht ein deutsch-israelisches Freundschaftsbier. Dafür sind extra zwei Brauer aus Haifa angereist

Von Laura Kaufmann

München und Haifa haben so einige Gemeinsamkeiten, findet Rozsika Farkas von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in München. Beide Städte sind zum Beispiel die drittgrößten Städte ihres Landes, beide sind weltoffen und auch ein wenig hedonistisch.

Außerdem hat sich in beiden eine kleine Microbrewery-Szene entwickelt, die nun in einem Gewölbekeller in Neuhausen aufeinandertrifft. Das Richelbräu ist eigentlich Günther Baumanns Reich. Man könnte sagen, er ist so etwas wie der Vorreiter aller kleiner Brauereien, die heute entstehen, denn sein Richelbräu gibt es bald schon zehn Jahre lang. Und die deutsch-israelische Gemeinde hat ihn nun mit Eric Salarov und Leonid Lipkin aus Haifa zusammengebracht, die gerade mit ihm über die richtige Temperatur für ihren Sud fachsimpeln. Zusammen kreieren sie ein Freundschaftsbier für den Israeltag am 17. Mai, der traditionell auf dem Odeonsplatz gefeiert wird. Dieses Jahr ist der Anlass besonders feierlich, denn Israel wird 70 Jahre alt.

"Mir hat die Idee gleich gefallen. Ich habe selbst viel Zeit in Israel verbracht, als Jugendlicher habe ich in drei verschiedenen Kibbuzim volontiert", sagt Baumann. "Sie brauen dort ein wenig anders als wir, aber wir lassen uns mal drauf ein, probieren alles aus und schauen dann, wie wir es am besten machen." Seine israelischen Kollegen haben spontan noch Dattelsirup eingekauft für den Sud. Ihr beliebtes Brauerei-Pub in Haifa ist am Hafen gelegen und heißt Libira, das heißt soviel wie "Bier für mich". Ausgedachte Tierkreuzungen wie ein Löweneinhorn zieren ihre Label - in Bayern würde man sie wohl Wolpertinger nennen.

Der Kessel im Richelbräu ist klein, gerade mal 70 Liter Sud können sie hier ansetzen. Ungewohnt für die Israelis, deren kleinster Kessel fast das doppelte umfasst. Ein eher Dunkles wollen sie heute brauen, einen Maibock. Erik Salarov telefoniert noch mit seiner Brauerei in Haifa und lässt sich eine Temperatur ausrechnen für den Sud, Günther Baumann lässt ihn gewähren, aber er kennt seinen Kessel.

Die beiden Israelis wohnen bei ihm, mit dem Richelbräu vermietet er auch Zimmer. Am Montag haben sie mittags im Biergarten Pause gemacht, im Hirschgarten: "Ich konnte fast nicht glauben, dass so viele Menschen auf einem Platz zusammen kommen, um Bier zu trinken", sagt Eric Salarov. "Vielleicht können wir einmal in Israel auch einen Biergarten haben, nicht ganz so groß, aber vielleicht für tausend Leute."

Überrascht hat ihn, dass die Szene kleiner Brauereien in München auch nicht viel stärker ausgeprägt ist als die in Israel, sagt er.

Am Donnerstag fliegen die beiden israelischen Brauer wieder zurück in ihre Heimat. Günther Baumann will sie dort einmal besuchen und ihre Brauerei besichtigen. Aber vorher kommen die beiden vielleicht noch einmal zurück nach München. Zum Israel-Tag. Das Bier mag noch nicht fertig sein, aber eine Freundschaft unter Brauern ist auf jeden Fall schon einmal geschlossen.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: