Besetzung des Chefpostens:Weiter Ärger ums Jugendamt

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Personalreferent kontert Kritik an seinem Auswahlverfahren

Von Heiner Effern

Personalreferent Alexander Dietrich weist die Kritik an seiner Suche nach einer neuen Leitung fürs städtische Jugendamt vehement zurück. Es habe eben nur eine Bewerberin die Vorstellungskommission überzeugt, deshalb werde dem Personal- sowie dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats am Dienstag auch nur eine vorgestellt. Dass Zweifel an der fachlichen Eignung der Psychologin lanciert werden, ärgert den Personalreferenten. "Die vorgeschlagene Kandidatin verfügt über mehrjährige einschlägige Berufserfahrung und langjährige Führungserfahrungen in großen Organisationen. Anders lautende Gerüchte sind also schlicht falsch."

Dietrich reagiert damit auf Attacken der Sozialverbände, die seinem Verfahren "offensichtliche Schwächen" bescheinigten, wie deren Sprecher, Caritas-Chef Norbert Huber, schrieb. Die Rechte des Kinder- und Jugendhilfeausschusses, in dem auch die Verbände vertreten sind, würden "ausgehöhlt", wenn er nicht unter mehreren Kandidaten wählen könne. Noch offensiver machte der Kreisjugendring Front. In einem offenen Brief kritisierte die Münchner Vorsitzende Stefanie Lux, dass sich der SPD-Sozialsprecher im Stadtrat, Christian Müller, "als einziger uns bekannter Bewerber nicht vorstellen kann". Das habe zu "erheblichen Zweifeln geführt, ob nicht auch noch weitere gut qualifizierte Bewerber dem Gremium vorenthalten werden".

Nun gibt es aber auch Stadträte, die so viel Wahlwerbung "unverfroren" finden. Müller kommt aus der kirchlichen Jugendarbeit und leitete von 1999 bis 2003 den Kreisjugendring München-Stadt. Angestellt ist er als Bereichsleiter für die Kindertagesstätten bei der Caritas. Beide Institutionen arbeiten mit dem städtischen Jugendamt eng zusammen. Das schließt ein, dass wirtschaftlich lukrative Verträge abgeschlossen werden. Personalreferent Dietrich weist die Sozialverbände deshalb in ihre Schranken. "Die Entscheidung über die Besetzung der Jugendamtsleitung trifft alleine die Vollversammlung des Stadtrats nach entsprechender Vorberatung im Verwaltungs- und Personalausschuss." Das Anhörungsrecht des Kinder- und Jugendhilfeausschuss werde "vollumfänglich gewahrt". Dietrich erklärte aber auch, dass die Stadt ihre Personalsuche auf Anregung des Ältestenrats verändern werde. Künftig solle vermieden werden, dass nur ein Kandidat vorgeschlagen werde.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll in der Vorstellungsrunde das Gefälle unter den Bewerbern extrem gewesen sein. Sie mussten etwa einen kurzen Fachvortrag halten, in einem Rollenspiel einen Konflikt lösen, inhaltliche Fragen zur Arbeit des Jugendamts beantworten und Führungsqualitäten zeigen. Alle Bewerber schnitten in der Beurteilung, übersetzt in Schulnoten, mit ungenügend ab. Nur die einzig verbliebene Kandidatin stach hervor, ihre Bewertung soll sich zwischen gut und sehr gut bewegen. Derzeit arbeitet sie, wie kolportiert, tatsächlich ohne große Personal- und Budgetverantwortung. Das ist allerdings einem privaten Umzug geschuldet. Vorher bekleidete sie außerhalb Bayerns eine Leitungsposition im öffentlichen Sozialbereich, zu dem auch der Bereich Jugendamt gehörte.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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