Barfüßig:Der dunkle Traum

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Okka von der Damerau als Ulrica

Von Jutta Czeguhn

"Ursprünglich war ein ganz anderes Kleid vorgesehen, etwas mit einem Riesen-Umhang, so ein Poncho-Ding. Doch Kostümbildnerin Gesine Völlm ist total auf das eingegangen, was wir in den Proben entwickelt haben, sie hat ihren Entwurf noch einmal komplett umgeworfen. Es wurde zu einem Traumkleid, auch wenn es natürlich komplett ihre Idee ist. Das Kleid transportiert unsere Vorstellung, dass Ulrica eine Art innere Stimme der Tenorpartie Riccardo ist, die Intuition, das Wunschdenken, das ihn leitet. Es gibt Leute, die sagen, diese Strumpfhosen-Geschichte über den Armen habe etwas Fetischmäßiges, es ist auf jeden Fall ein sehr besonderes Detail. Das Perlonmaterial geht über die Hände, zum Greifen ist das nicht ganz einfach. Das Kleid ist körperbetont geschnitten und hat eine Schleppe, Ulrica bewegt sich viel auf der Treppe, aber das ist gar nicht kompliziert, damit muss man als Sängerin umgehen lernen. Außerdem trage ich keine Schuhe, diese Kombination aus Eleganz und barfuß finde ich sehr schön.

Ich bin schon in ganz anderen Kostümen auf die Bühne gegangen. Ich habe grundsätzlich kein Problem mit Hässlichkeit, wenn Kostüm und Rolle ineinandergreifen. Schwierig aber wird es, wenn Ausstatter unabhängig von allem entwerfen, von der Regie, die die Figur entwickelt. Da muss man dann etwas anziehen, das sich ganz anders anfühlt als die Figur, die man singt. Oder aber man muss Schuhe anziehen, in denen man nicht rennen kann, obwohl es die Szene erfordert. Und es gibt Kostüme, in denen ich mich schlecht fühle, weil der Ausstatter sie entworfen hat, ohne den Sänger einmal anzuschauen. Die einen schlecht aussehen lassen, obwohl es nicht beabsichtigt war, sondern aus Unvermögen. Das habe ich durchaus auch schon erlebt."

Die Mezzosopranistin Okka von der Damerau ist Ensemble-Mitglied der Staatsoper. Sie singt die Ulrica in "Un Ballo in Maschera" von Verdi. Regie: Johannes Erath; Kostüme: Gesine Völlm. Aufführung: 27. und 30. Juli, dann wieder im Juni 2017.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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