Auszeichnung der "Weight Watchers":Essen Münchner schlauer?

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Ein Internet-Test ergibt: In Sachen Ernährung sind die Münchner bundesweit die Schlauesten. In der Praxis greifen aber viele trotzdem zu den falschen Lebensmitteln.

Christian Rost

Der bayerische Snack, den die Stadt servieren lässt zu diesem Termin, ist eigentlich etwas unpassend. Als das Unternehmen Weight Watchers am Donnerstag Gesundheitsreferent Joachim Lorenz die "Auszeichnung für ernährungsschlaue Münchner" überreicht, steht ein Tablett mit Butterbrezen auf dem Tisch. Gut 300 Kalorien pro Stück kann man sich damit zuführen.

Gesundheitsreferent Lorenz will dafür sorgen, dass das theoretische Wissen der Münchner über gesunde Ernährung noch mehr in die Praxis umgesetzt wird. (Foto: Foto: ddp)

Das Beispiel veranschaulicht aber auch sehr gut, was beim Ernährungs-IQ-Test der Weight Watchers herausgekommen ist: Die Münchner sind bundesweit absolut spitze, was das theoretische Wissen über richtige Ernährung angeht. In der Praxis, beim Einkaufen im Supermarkt oder bei Entscheidungen am heimischen Kühlschrank, greifen sie aber häufig noch zu den falschen Lebensmitteln.

Rund 140.000 Teilnehmer haben bei dem Ernährungstest im Internet (www.ernaehrungs-iq.de) mitgemacht, den Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Paderborn für Weight Watchers entwickelt haben. Teils ziemlich knifflige Fragen zu Lebensmittelkunde, Ernährungsmythen, Nährstoffen oder Lebensmittelqualität sind da zu beantworten.

Und so freute sich Gesundheitsreferent Lorenz sichtlich, dass die Münchner einen Ernährungs-IQ von 129 Punkten erreicht haben und damit vor Hannover und Bonn auf dem ersten Platz gelandet sind. "Schön, dass wir auch Hamburg abgehängt haben", frotzelte Lorenz gegen die Norddeutschen auf Platz zehn, die sonst in Rankings mit München immer gut mithalten können. Die letzten Plätze belegten Oberhausen, Rostock und Gelsenkirchen. Claudia Bachhausen, Sprecherin von Weight Watchers, sieht als einen Grund für das gute Ergebnis der Münchner die hohe Kaufkraft in der Stadt und damit einhergehend ein hohes Bildungsniveau an.

Mehr Bio für Kinder

Den IQ-Test habe ihre Firma initiiert, " damit in den Kommunen das Thema Ernährung weiter auf die Agenda gesetzt wird". Schließlich steige die Zahl übergewichtiger oder gar fettleibiger Menschen seit Jahren an. Natürlich geht es aber auch um Eigenwerbung - Weight Watchers bietet nicht nur kostenpflichtige Abnehmkurse an, sondern hat auch eigene Lebensmittel in den Supermarktregalen platziert.

Lorenz will die Auszeichnung nun dem Stadtrat entgegenhalten, wenn wieder um die Etats für städtische Ernährungsprogramme gestritten wird. Etwa für das Projekt "Bio für Kinder", das zusammen mit Tollwood entwickelt wurde und weiter ausgebaut werden soll. Dabei soll der Anteil an Biolebensmitteln in Kindergärten und Horten in den nächsten zwei Jahren auf mehr als 50 Prozent steigen. In den Krippen beträgt der Bioanteil schon fast 100 Prozent.

Es finden sich allerdings auch Bereiche, in denen die Stadt hinterherhinkt in Sachen bewusste Ernährung. An den meisten Gymnasien gebe es nur aufgewärmtes Essen von Großcaterern, räumte Lorenz ein. Und völlig unzureichend ist, was in den Krankenhäusern auf den Tisch kommt. "Das Essen schneidet in Umfragen bei Patienten und Personal nicht gut ab", so Lorenz. Dass die Ernährung nicht an vorderer Stelle auf der Prioritätenliste stehe, liege aber an der knallharten Kostenvorgabe durch die Krankenkassen.

© SZ vom 17.04.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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