Ausgelagerte Schulräume:Versetzung gefährdet

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In der Grandlschule in Obermenzing lösten die Schulpavillons Unruhe und heftige Debatten aus. (Foto: Lukas Barth)

Moderne Schulen will jeder. Stehen aber Sanierung und Umzug an, regt sich Widerstand

Von Melanie Staudinger, München

Viel besser hätten es die Schüler vom Oskar-von-Miller- und vom Max-Gymnasium nicht treffen können. Ihre Schulen liegen mitten in der Stadt, nahe der Münchner Freiheit und den Cafés der Leopoldstraße. Kinos sind in der Nähe, ebenso Läden und Fast-Food-Restaurants. Recht viel mehr brauchen Teenager nicht. Doch mit der innerstädtischen Lage könnte es bald vorbei sein. Veraltete Technik, unmoderne Klassenzimmer und Platznot zwingen die Stadt dazu, den von beiden Gymnasien genutzten Gebäudekomplex zu sanieren. Das soll zwar erst im Jahr 2019 beginnen, Diskussionen aber gibt es schon jetzt. Schließlich müssen alle Lehrer und Schüler während der Bauphase umziehen. Doch mitten in der Stadt, die zu den am dichtesten bebauten Europas gehört, ein Ausweichquartier zu finden, ist schwierig.

Die Stadträte von FDP, Hut und Piraten haben sich nun in die Debatte über einen Ersatzstandort eingemischt. Auf keinen Fall, so finden sie, dürften die Schulen auf die Fröttmaninger Heide ausgelagert werden, so wie von der Stadt erwogen. Statt Schwabing hätten die Schüler dann die Allianz-Arena vor der Nase und viel Natur. "Dies würde übermäßig lange Schulwege zur Folge haben", schreiben die Stadträte in einem Antrag. Drei bis vier Jahre lang müssten die Kinder und Jugendlichen täglich pendeln, elf Minuten dauert die Fahrt mit der U-Bahn. Den Gymnasien wäre es lieber, wenn sie näher an ihrem jetzigen Standort bleiben könnten. Das Bildungsreferat wiederum versteht die Aufregung nicht so ganz. Schließlich sei noch völlig unklar, wohin die Schulen ziehen werden. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, über konkrete Sandorte für die Auslagerung zu sprechen", sagt eine Sprecherin.

Das Oskar-von-Miller-Gymnasium und das Max-Gymnasium sind keine Einzelfälle. Schöne, neue und moderne Schulen will in München jeder; über den Bau und Sanierungen aber wird teilweise heftig gestritten, vor allem, wenn Schüler und Lehrer aus ihren angestammten Gebäuden ausziehen müssen. Für das Wilhelmsgymnasium im Lehel zum Beispiel suchte die Stadt eine gefühlte Ewigkeit nach einem Ausweichquartier. Gegen alle Vorschläge der Verwaltung regte sich Protest. In Haidhausen jammerten Eltern, weil der dortige Sportplatz weggefallen wäre, im Englischen Garten stand das Baurecht entgegen, um die Tivoli-Tennisanlage kämpften die Sportler erbittert - und mussten sich letztlich der Stadtratsmehrheit geschlagen geben. "Manche Entscheidungen müssen wir als Kommunalpolitiker einfach treffen, auch wenn sie unbequem sind", sagte Schulbürgermeisterin Christine Strobl damals.

Doch selbst wenn eine Schule umgezogen ist, heißt das noch lange nicht, dass Ruhe einkehrt. Denn die Schulpavillons, die von außen wie Container, von innen aber wie eine Schule aussehen, stehen bei Eltern nicht hoch im Kurs. An der Obermenzinger Grandlschule zum Beispiel fürchteten Mütter und Väter um die Gesundheit ihrer Kinder, weil dort erhöhte Formaldehyd-Werte gemessen wurden. Der Schaden wurde zwar behoben, seitdem aber sind die Eltern skeptisch. Sie fordern weitere Tests, und hätten am liebsten, dass ihre Kinder woanders unterrichtet würden. Nach dem Wirrwarr in Obermenzing rumorte es aus dem gleichen Grund auch an der Fritz-Lutz-Grundschule in Denning.

Dass sich die Situation entspannt, damit ist zumindest auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Ganz im Gegenteil: München wird noch viel mehr Konfliktpotenzial dazu bekommen. Schließlich sollen in der Schulbauoffensive in den nächsten 15 Jahren alleine 45 neue Schulen entstehen und dazu noch viele bestehende saniert und erweitert werden.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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