Ausblick auf 2018:Das erwartet die Münchner im neuen Jahr

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Was das Jahr 2018 in München bringt. (Foto: N/A)

2018 wird unter anderem ein neuer Landtag gewählt, eine neue Bus-Ringlinie soll die U-Bahnen in der Innenstadt entlasten und Johnny Depp kommt zum Tollwood.

Von SZ-Autoren

Olympia nur aus der Ferne

Die Olympischen Winterspiele 2018 haben die Münchner ja nicht bekommen, jetzt können sie ihren Athleten im Februar eben aus der Ferne beim Kampf um Medaillen 8500 Kilometer weiter östlich zusehen. Für die Wintersportfans heißt es lange aufbleiben oder ganz früh aufstehen, denn die Wettkampftage beginnen bereits um 1 Uhr früh mitteleuropäischer Zeit. Die größten Chancen der Sportler aus der Region hat im südkoreanischen Pyeongchang Skicrosserin Heidi Zacher vom SC Lenggries. Die 29-Jährige steht auf Platz zwei des Gesamtweltcups. In derselben Disziplin geht die 19-jährige Celia Funkler vom TSV 1860 München an den Start. Eine Wundertüte ist Lena Dürr vom SV Germering. Der Slalom-Spezialistin ist eine Platzierung unter den Besten ebenso zuzutrauen wie ein Ausscheiden im ersten Durchgang. Vor allem um Erfahrung zu sammeln, ist Abfahrerin Kira Weidle vom SC Starnberg dabei. Außenseiterchancen hat die Freestyle-Snowboarderin Silvia Mittermüller (TSV Unterhaching). jokr

Alles Faust

Aus einer Idee entstand ein Veranstaltungsmonster: Weil eine Ausstellung mit dem Thema "Du bist Faust - Goethes Drama in der Kunst" in der Kunsthalle langsam Form und Gestalt annahm und sich den Kuratoren dabei eine unendliche Spielwiese rund um Faust und Goethe eröffnete, erwuchs aus der Idee eine Kulturserie, die nun in mehr als hundert Venues vom 23. Februar bis 29. Juli ablaufen wird. Alles, was in München nur irgendwie mit dem Begriff "Kultur" zu tun haben könnte, faustet da mit, derzeit sind mehr als 500 Termine gelistet. Wie wär's mit einem Zitat aus Goethes Faust? "Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen, / Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus." fok

Die TU hat Grund zum Feiern

Der Technischen Universität (TU) steht ein ereignisreiches Jahr bevor: Noch im Frühjahr will ihr Präsident Wolfgang Herrmann einen Vertrag mit der Stiftung des Lidl-Gründers Dieter Schwarz unterzeichnen, die der TU 20 Professoren für Betriebswirtschaft schenken will. Das wäre die größte Stiftung der deutschen Universitätsgeschichte - und sie soll spätestens am 12. April unter Dach und Fach sein. An diesem Tag nämlich feiert die TU ihr 150-jähriges Bestehen mit einem Festakt in der Residenz. Die Universität wurde 1868 von König Ludwig II. als "Polytechnische Schule" gegründet, und das wird das ganze Jahr über ausgiebig gefeiert. So wird es im September im Nationaltheater eine Sonderaufführung von Richard Wagners Meistersingern von Nürnberg geben; die Oper wurde 1868 dort uraufgeführt. Im Oktober lädt die TU zum "Tag der offenen Türen" in ihre großen Standorte ein. Nach dem großen Festakt am 12. April wird übrigens der CSU-Politiker, der zu diesem Zeitpunkt das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten innehaben wird, einen Staatsempfang geben. wet

Technische Universität
:TU München bekommt 20 Professuren vom Discounter

Die Stiftung des Lidl-Gründers kündigt an, der Universität die neuen BWL-Stellen zu schenken. Jahrzehntelang. Kritiker befürchten eine unzulässige Einflussnahme.

Von Jakob Wetzel

Klassik mit Showeffekt

Wer immer noch glaubt, klassische Musik sei nicht massenkompatibel, hat einerseits die bisherigen Ausgaben von "Klassik am Odeonsplatz" verpasst und wird andererseits 2018 noch eines viel, äh, Besseren belehrt. Denn am 14. Juli, einen Tag nach dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, spielen dort die Münchner Philharmoniker unter ihrem Chef Valery Gergiev. Das allein verspricht schon eine große Sause, die aber vollends den Bereich seriöser, also sperriger Kunstvermittlung verlässt, wenn man einen Blick auf den Solisten des Abends wirft. Dieser ist David Garrett; er übernimmt den Solopart von Tschaikowskys Violinkonzert. Garrett auf dem Odeonsplatz, das verspricht ein Meisterwerk der Massenhysterie zu werden, wofür sich der Ort ja ausgezeichnet eignet. etho

Dem Himmel so nah

Schon das Gebäude ist eine Schau. Es steht sinnbildlich für eine Supernova, ein Himmelsphänomen, bei dem sich der Stern am Ende mit einem gigantisch hellen Feuerwerk aus dem Weltall verabschiedet. Die kunstvoll gefertigte Blechhülle beherbergt das künftige Besucherzentrum der Europäischen Südsternwarte (Eso) auf dem Garchinger Forschungscampus. Dort eröffnen sich bald völlig neue Wege ins All. Bis zu 200 000 Menschen im Jahr erwartet die Eso. Die Vorbereitungen laufen derzeit auf Hochtouren. Das Gebäude, das die Klaus-Tschira-Stiftung finanziert, soll bald fertig sein. Auf 2200 Quadratmetern und an zwölf Stationen kann sich dann jeder Besucher mit wichtigen Fragen des Lebens und des Weltraums beschäftigen. Warum gibt es Jahreszeiten? Wie schwer wiegen zwei Kilogramm auf dem Mars im Vergleich zur Erde? Welche Gefahren drohen im All? Ein besonderer Höhepunkt wird sicherlich der Besuch des Planetariums mit seiner 14 Meter umfassenden Projektionskuppel sein. Die Eröffnung der Eso-Supernova ist für den 26. April geplant. pa

Schon wieder Kreuzchen

Auch gewählt wird 2018 wieder, diesmal für den Landtag. München ist wegen des Bevölkerungszuwachses mit neun Stimmkreisen dabei, einer mehr als bislang. Das hat einiges durcheinandergewirbelt. Zu spüren bekam das etwa der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Lotte, dessen politische Heimat das Westend ist und der, wie schon 2013, in München-Hadern antreten wollte. Er fiel bei der eigenen Partei durch, die stattdessen Micky Wenngatz ins Rennen schickt - was wohl auch daran liegt, dass das Westend gar nicht mehr zu München-Hadern gehört, sondern zum neuen Stimmkreis München-Mitte. Der wiederum gilt als einer der spannendsten in ganz Bayern: Das Stadtzentrum wählt tendenziell eher SPD und Grüne als CSU, der Dualismus im Mitte-Links-Spektrum könnte aber die Konservativen zum lachenden Dritten machen. Auch sonst verspricht die für den Herbst terminierte Wahl interessant zu werden. Die Grünen rechnen sich in einigen Innenstadtquartieren durchaus Chancen auf Direktmandate aus - bei der Bundestagswahl 2017 verwies die Partei die Sozialdemokraten auf Platz drei. dh

Spionage an der Wohnungstür

Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum in München wird an vielen Fronten geführt - künftig auch im Internet. Wer den Verdacht hat, dass eine Wohnung illegal vermietet wird oder leer steht, dass sie also zweckentfremdet wird, wie es im Bürokratendeutsch heißt, kann dies von Januar an online der Stadt mitteilen. Dann geht eine Meldeplattform an den Start, die schon mal spöttisch als "Spitzelportal" bezeichnet wurde. Das Sozialreferat sieht eine solche Seite allerdings als "effektive, schnelle und unbürokratische Möglichkeit, ungenehmigte Nutzungen von Mietwohnungen oder unberechtigte Leerstände zu melden". Zurzeit hegt die Stadt bei ungefähr 1000 Wohnungen den Verdacht, dass sie unerlaubt vermietet werden, zum Beispiel als Ferienquartier, über Portale wie Airbnb oder Wimdu. Dazu kommen noch einmal 300 Wohnungen, die durch sogenannte Medizintouristen dem Markt entzogen werden. Bis zu 500 000 Euro drohen in solchen Fällen als Bußgeld. Damit die Stadt überhaupt auf sie aufmerksam wird, gibt es nun also die Meldeplattform. Eine heikle Sache: Wer will schon seinen Nachbarn anschwärzen? hob

Im Kreis durch die City

Umsteigen kostet Zeit - und wenn einem das Verkehrsmittel, in das man gerade wechseln wollte, vor der Nase davonfährt nervt es auch noch. Insofern ist die neue Ringbuslinie, die die MVG im Sommer einführen will, ein Gewinn. Sie kombiniert, erweitert oder ersetzt die bestehenden Buslinien 58, 148 und 150. Der Ringschluss bietet umsteigefreie Verbindungen zwischen Hauptbahnhof, Goetheplatz, Kolumbusplatz, Silberhornstraße, Ostbahnhof, Prinzregentenplatz, Herkomerplatz, Tivolistraße, Giselastraße, Universität, Königsplatz und Hauptbahnhof. Die Ringlinie erreicht alle U-Bahn-Äste und soll so die U-Bahn in der Innenstadt entlasten, tagsüber im Zehn-Minuten-Takt. Der Abschnitt Hauptbahnhof-Silberhornstraße wird gemeinsam mit dem Metrobus 58 alle fünf Minuten bedient. Der Ringbus verläuft abschnittsweise parallel zu den Linien 54, 154 und 100. Dadurch fährt auf dem nahezu kompletten City-Ring mindestens alle fünf Minuten ein Bus. schub

Wechsel im Klinkerbau

Eine Spätfolge der Kommunalwahl 2014 tritt erst im Sommer 2018 zu Tage. In den damaligen Bündnisverhandlungen ging das Vorschlagsrecht für den Chefposten im städtischen Kommunalreferat an die CSU. Allerdings erst, wenn der amtierende Behördenleiter in den Ruhestand geht. Das wird am 23. Juli der Fall sein - dann räumt SPD-Mitglied Axel Markwardt das Büro im Klinkerbau am Oberanger. Seine Nachfolgerin steht schon so gut wie fest, auch wenn sie formal noch vom Stadtrat gewählt werden muss: CSU-Stadträtin Kristina Frank soll die Behörde übernehmen - ohne Ausschreibung, wie sie die CSU im Wahlkampf 2014 noch so vehement für städtische Spitzenpositionen angemahnt hatte. Für das mehr als zwei Jahrzehnte grün geführte Referat dürfte dies ein gehöriger Einschnitt sein. Die für städtische Immobilien ebenso, wie für die Märkte und die Müllabfuhr zuständige Behörde ging 1988 an den Grünen Georg Welsch, der wiederum zehn Jahre später von der früheren Grünen-Stadträtin Gabriele Friderich abgelöst wurde. Deren Vize Markwardt übernahm 2012 das Ruder. dh

Geburtstag mit Johnny Depp

Erwachsen ist das Tollwood-Festival schon lange. Und mancher bedauert es, dass der Charme der Jugend, verbunden mit Dauerregen, Birkenstocksandalen und vegetarischen Kochversuchen, dem Festival abhanden gekommen sei. Nun denn, jetzt verlässt Tollwood den Twen-Status und begeht seine 30 Jahre mit allerlei Feierlichkeiten. Einer der prominenteren Termine dabei: Johnny Depp, alias Jack Sparrow und Chef wilder karibischer Piraten, kommt in das Tollwood-Musikzelt. Und zwar als einer von drei "Hollywood Vampires"; die anderen sind Joe Perry (Aerosmith) und Alice Cooper. Johnny Depp spielt dabei die Gitarre. Das hat er schließlich schon mit zwölf Jahren zu lernen angefangen. fok

Ein Palast entsteht ganz neu

Mindestens ein Münchner Fünf-Sterne-Hotel feiert im Dezember 2018 zum letzten Mal Silvester im angestammten Haus: Denn das Hotel Königshof am Stachus wird danach abgerissen und völlig neu gebaut. Nach einem Entwurf des spanischen Büros Nieto Sobejano entsteht dann in gut zweieinhalb Jahren ein ganz neuer Komplex mit neun Stockwerken statt der jetzt noch sechs. Besonders spektakulär: Die Fassade mit einem Längsschnitt durch die gesamte Hausfront. Allein das sorgte bislang schon für viele Proteste, unter anderem von der Bürgerinitiative "Altstadtfreunde München". Die Münchner Brüder Carl, Michael und Stephan Geisel, die zu den wenigen großen Privathoteliers in Deutschland gehören, hielten aber stets an dem Entwurf fest. Wo das seit vielen Jahren hoch angesehene Gourmetrestaurant des Hauses unter Leitung von Sternekoch Martin Fauster während der Umbauzeit unterkommen soll, ist angeblich noch nicht geklärt. fjk

© SZ vom 30.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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