Ausbildungsradio:M94.5 droht die Abschaltung

M94,5

Im Sommer feierte M 94.5, das Münchner Aus- und Fortbildungsradio, seinen 20. Geburtstag, begleitet von vielen Glückwünschen.

(Foto: Lukas Barth)

Das renommierte Ausbildungsradio soll seine Frequenz verlieren und der Rock-Antenne Platz machen - die Aufregung in der Szene ist groß.

Von Michael Bremmer

Am Wochenende ist ein neuer Hashtag bei Twitter aufgetaucht: #savem945. "Ich bin Dank @m945 heute bei @puls_br. Und ihr so?", schreibt etwa Anne Kern, Musikplanerin und Onlineredakteurin bei Puls, dem jungen Programm des Bayerischen Rundfunks. Und Micha Gehrig fragt unter dem gleichen Hashtag: "Liebe @BLM_Bayern, auf welchen Bäumen wächst eigentlich der Journalistennachwuchs von morgen?"

Im Sommer feierte M 94.5, das Münchner Aus- und Fortbildungsradio, seinen 20. Geburtstag und wurde von Politikern wie Bands gleichermaßen für das lokale Programm und die frische Musikauswahl beglückwünscht. Nun - ein halbes Jahr später - läuft das Jugendradio Gefahr, die Sendefrequenz zu verlieren und in Zukunft nur noch im Internet gehört werden zu können. Es gibt Überlegungen der bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), M 94.5 die UKW-Frequenz zu entziehen und diesen Sendeplatz der Rock-Antenne zu überlassen. Am Donnerstag befasste sich der Hörfunkausschuss der BLM mit dieser Frage, bei der Abstimmung gab es mit 8:8-Stimmen allerdings ein Patt.

Nun soll die Entscheidung am 9. Februar fallen, aber die Aufregung unter Münchner Jungjournalisten ist groß, der Protest im Internet wächst. Am Montagabend hat etwa der Freundeskreis von M 94.5 zu einer vorverlegten Sondersitzung in den Radioräumen eingeladen, um die Situation und mögliche Prostest-Aktionen zu besprechen. Trotz der kurzfristigen Einladungen rechnete der Freundeskreis mit vielen Teilnehmern, "es geht schließlich um ein sehr wichtiges Thema für den Sender und damit auch für jedes Vereinsmitglied", heißt es in dem Schreiben.

Seit längerer Zeit beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe bei der BLM mit der Frage, wie man die Vermarktungsfähigkeit des privaten Hörfunks in München stärken kann. Mitte Mai dieses Jahres beschloss der Medienrat der BLM "Maßnahmen zur Optimierung und Fortentwicklung der privaten Hörfunkangebote in Bayern" und bereitete damit auch den jetzt diskutierten Frequenzwechsel vor. Um höhere Werbeeinnahmen für die Privatradiobetreiber zu ermöglichen, versucht man mit einer UKW-Frequenz für ein weiteres Privatradio in München weitere Hörer zu generieren. Die Vermarktung läuft über das sogenannte Bayernfunk-Paket.

Erreicht man mehr Hörer, gibt es höhere Werbeeinnahmen, die wiederum an alle beteiligten Privatradios ausgeschüttet werden. Damit wolle man die Privatradios bei der Vermarktung auch gegenüber dem Bayerischen Rundfunk stärken, bestätigte BLM-Sprecher Wolfgang Flieger auf Anfrage. Natürlich spiele auch eine programmliche Konkurrenz mit dem BR eine Rolle. Hintergrund: Die Privatradios haben gegen das Vorhaben des BR, die Frequenzen von BR Klassik und Puls zu tauschen, geklagt und vor dem Landgericht München verloren. Läuft Puls auf UKW, ist die Konkurrenz bei jungen Hörern größer.

Guy Fränkel, Geschäftsführer der Rock-Antenne, wollte der SZ das Interesse an der UKW-Frequenz von M 94.5 nicht bestätigen. Auf ihrer Internetseite heißt es aber: "Derzeit sind in Bayern alle verfügbaren Frequenzen an Radiosender vergeben. Wir sind aber natürlich immer darum bemüht, dass wir neue Frequenzen erhalten und bewerben uns bei Ausschreibungen darum."

Wolfgang Sabisch, Geschäftsführer von M 94.5, bestätigte die derzeitige Debatte über die Vergabe der UKW-Frequenz, bei der unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. "Das ist ein heiß-diskutiertes Thema", sagte er. Noch am Freitag hat sich der M 94.5-Trägerverein zusammengesetzt und sich "fast einstimmig" dafür ausgesprochen, sich für den Erhalt der UKW-Frequenz einzusetzen - ein paar Mitglieder haben sich enthalten, weil sie nicht nur M 94.5 verpflichtet sind.

So ist die Dienstleistungsgesellschaft für Bayerische Lokal-Radioprogramme (BLR) genauso Vereinsmitglied wie der Verband Bayerischer Lokalrundfunk (VBL). Das Szenario, wie M 94.5 als Digitalradio funktionieren könnte, wurde am Freitag nicht durchgespielt. Sabisch ist sich aber sicher: Sollte sein Ausbildungsradio in Zukunft nur noch im Internet zu hören sein, glaubt er nicht, dass "die journalistische Ausbildung auf dem gleichen Niveau fortgesetzt werden kann".

Ähnliches liest man auch bei Twitter unter dem Hashtag #savem945: "Sag mal, liebe @BLM_Bayern, wie viel ist eine fundierte journalistische Ausbildung eigentlich wert?", fragt Lexa.

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