Schnapsflaschen dienen als Kerzenständer, eingeritzte Liebesschwüre zieren die Wände, die Gäste prosten sich zu, die Musik ist vor allem eines: laut. Nirgends stürzen die Münchner unkonventioneller und herrlicher ab als in der Schwabinger 7. Doch nun wird dem Einhalt geboten. Die Kneipe muss schließen, da die Gebäude in der Feilitzschstraße 7-9 an der Münchner Freiheit im Juli abgerissen werden sollen. Auch das Monopol Kino, das Döner-Lokal Mamas Kebab Haus und ein Klamottenladen sind betroffen. In dem verranzten Eck soll stattdessen ein exklusives Wohn- und Geschäftshaus errichtet werden.
Die Hamburgische Immobilien Handlung, die das Grundstück im Januar gekauft hat, bestätigt dies: "Die Mietverträge laufen Ende Juni aus." Dann soll mit den Bauarbeiten für das 37-Millionen-Projekt begonnen werden.
Natürlich grenzt es an ein Wunder, dass Münchens bekannteste Nachkriegsbaracke überhaupt so lange Bestand hatte. Mehrere Male gingen bei Schwabinger-7-Wirt Gerd Waldhauser Kündigungen des Mietvertrags ein, weil auf dem begehrten Areal eine Luxusimmobilie errichtet werden sollte. Doch irgendetwas kam dann immer dazwischen. Zuletzt konnte eine Baufirma wegen der Finanzkrise nicht mit den Arbeiten beginnen.
Von der neuen Immobilienfirma heißt es nun jedoch: "Es fällt uns kein Umstand ein, warum die Verträge noch einmal verlängert werden sollten." Das Programmkino Monopol hat bereits reagiert und neue Räumlichkeiten in der Schleißheimer Straße 127 gefunden. Waldhauser hat die Hoffnung dagegen noch nicht aufgegeben. "Derzeit ist nichts offiziell", sagt er. "Doch es sieht sehr düster aus."
Immerhin: Manila hat schon vorgesorgt und wenige Meter von der Schwabinger 7 entfernt die Gummizelle eröffnet. Für die Zeit nach dem Abriss.
