Anmeldungen an Gymnasien:Schulschluss am Mittag

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Das Elsa-Brändström-Gymnasium führt Halbtagsklassen ein und die Anmeldungen verdreifachen sich. In städtischen Schulen steigt die Schülerzahl um zwölf Prozent

Von Melanie Staudinger

Das städtische Elsa-Brändström-Gymnasium in Pasing verabschiedet sich von der reinen Ganztagsschule: Vom kommenden Schuljahr an bietet es neben den gebundenen Ganztagsklassen auch offene Gruppen und Halbtagsunterricht an. "Die Einschreibeergebnisse der letzten Jahre zeigen, dass es einen Widerspruch zwischen der veröffentlichten Meinung und der realen Nachfrage gibt, zumindest in unserem Einzugsgebiet", sagt Direktor Helmut Seidl. Der Großteil der Eltern wolle nicht, dass ihre Kinder verpflichtenden Nachmittagsunterricht an mindestens vier Tagen in der Woche hätten. Die neuen Anmeldezahlen geben ihm recht: Dreimal so viele Fünftklässler wie noch 2014 wollen das Elsa von September an besuchen.

Was Seidl an seiner Schule in den vergangenen Jahren erlebt hat, ist eher untypisch in einer Stadt wie München, in der mehr als die Hälfte aller Viertklässler auf ein Gymnasium wechseln: Die Schülerzahlen sanken kontinuierlich, in diesem Jahr gibt es nur noch zwei fünfte Klassen. "So können Sie auf Dauer keine Schule führen", sagt Seidl. Denn die Finanzmittel, die eine Schule erhält, bemessen sich nach den Schülerzahlen. Das Gymnasium erhält weniger Geld, die Kosten, zum Beispiel für den Gebäudeunterhalt, bleiben aber gleich. Also musste sich etwas ändern: Seidl hat sich gemeinsam mit der Lehrerkonferenz dazu entschieden, sich nicht nur vom verpflichtenden Ganztagsangebot zu verabschieden, sondern auch zusätzlich zum sprachlichen Zweig eine naturwissenschaftlich-technologische Ausrichtung einzuführen. Das Ergebnis: Statt 54 Schüler wurden heuer 143 angemeldet.

"Die Zahl der Ganztagsklassen ist wie zuvor bei zwei geblieben", sagt Seidl. So beliebt, wie immer behauptet, ist das gebundene Ganztagsangebot offenbar nicht. Im Gegenteil: In jüngster Zeit seien vor allem die Anmeldungen aus dem besser situierten Obermenzing weggefallen. "Die Eltern dort wollen sich größtenteils nachmittags selbst um ihre Kinder kümmern", sagt der Direktor. Jetzt habe er alleine von den Grundschulen an der Schäferwiese und der Grandlstraße mehr als 30 neue Schüler, vorher waren es vielleicht zwei. Die Stadt unterhielt bisher zwei ihrer 14 Gymnasien als Ganztagsschulen, neben dem Elsa-Brändström-Gymnasium noch das Luisengymnasium am Hauptbahnhof. Hier haben sich die Anmeldungen zwischen 85 und 100 eingependelt, wohl auch, weil die Schule den relativ seltenen musischen Zweig anbietet.

Große Überraschungen hat die Einschreibung für die 38 Münchner Gymnasien in diesem Jahr sonst kaum gebracht. Erneut ist die Schülerzahl in den fünften Jahrgangsstufen angestiegen, um 3,9 Prozent insgesamt. Damit wächst die Schülerzahl in den fünften Klassen um 179 auf 4791. Rein rechnerisch sind es etwa sechs Klassen mehr. Erneut haben die städtischen Schulen (1743 Fünftklässler insgesamt, Anstieg: 11,7 Prozent) prozentual zugelegt. Die Zahl der Schüler in den Eingangsklassen der 24 staatlichen Gymnasien hingegen ist in etwa gleich geblieben (3048, Abnahme: 0,1 Prozent).

Das dürfte eine Spätfolge davon sein, dass der Stadtrat zum vergangenen Schuljahr die Deckelung der Eingangsklassen aufgehoben hat. Bis September 2014 durften alle städtischen Gymnasien zusammen nur 50 Eingangsklassen bilden und mussten viele Schüler abweisen. Die staatlichen Schulen hingegen waren übervoll.

Der starke Schüleranstieg bei den städtischen Einrichtungen wird natürlich auch von den hohen Anmeldezahlen an einzelnen Schulen wie eben am Elsa-Brändström-Gymnasium beeinflusst. Beliebter als im Vorjahr waren, wie aus einer vorläufigen Liste des Bildungsreferats hervorgeht, zudem das Werner-von Siemens-Gymnasium (Anstieg um 41,3 Prozent), das Adolf-Weber-Gymnasium (30,4 Prozent) und das Heinrich-Heine-Gymnasium (26,9 Prozent). Bei den staatlichen Schulen waren das Theresiengymnasium (71,4 Prozent), das Gymnasium Moosach (36,8 Prozent) und das Gisela-Gymnasium (33,2 Prozent) am gefragtesten.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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