Amtsübergabe:Geschäftsführer mit langem Atem

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Der alte Chef und sein Nachfolger: Herbert König (links) übergibt zum 1. November die MVG-Führung an den 46-jährigen Ingo Wortmann. (Foto: Robert Haas)

Als neuer MVG-Chef will Ingo Wortmann die Zulassung der U-Bahn-Züge vorantreiben

Von Marco Völklein

Eine Trambahn-Fahrerlaubnis hat er bereits, der neue Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). "Ich finde, das gehört irgendwie dazu", sagt Ingo Wortmann. Wenn es auf einer Betriebsversammlung mal hoch hergeht und Fahrer davon berichten, dass dieses oder jenes in der Praxis nun gar nicht funktioniere, "da hilft es schon, wenn man den Betrieb auch aus diesem Blickwinkel kennt", sagt der 46-Jährige. Ähnlich hatte es auch der Noch-Chef der MVG, Herbert König, gehalten. Nur dass König neben der Lizenz des Straßenbahnfahrers auch noch eine Berechtigung besitzt, die ihm das Steuern der Münchner U-Bahnen erlaubt. Ohnehin wird Wortmann zuvor noch einige Stunden in der MVG-eigenen Fahrschule absolvieren müssen, denn seine beiden Trambahnlizenzen sind nur im Netz der Dresdner Straßenbahnen und für das der Verkehrsbetriebe Ulm gültig. In diesen beiden Städten hatte sich der gebürtige Wuppertaler nach dem Studium in die Welt des Nahverkehrs eingearbeitet, zuletzt als Chef der Ulmer Verkehrsbetriebe. Zum 1. November 2016 übernimmt Wortmann nun die MVG-Führung von König, der nach 24 Jahren an der Spitze des städtischen Unternehmens in den Ruhestand wechselt.

Vor einigen Wochen ist er mit seiner Frau nach Großhadern gezogen; dort "fühlen wir uns wohl", sagte Wortmann am Mittwoch, als er sich bei einer Pressekonferenz vorstellte. Seit Anfang Oktober teilt er sich bereits das MVG-Chefbüro im sechsten Stock der Stadtwerkezentrale in Moosach mit König, der nach und nach die Geschäfte an den Neuen übergibt. Und ihm so auch aufzeigt, welche Herausforderungen an der Isar auf ihn warten.

Wortmann selbst nennt den nach wie vor schleppenden Zulassungsprozess der neuen U-Bahnen vom Typ C2 als das Themenfeld, dem er sich am dringendsten zuwenden möchte. "Das muss jetzt schlichtweg über die Bühne gehen", sagt er. 2010 hatte die MVG bei Siemens 21 Züge des neuen Typs für 185 Millionen Euro bestellt, die ersten sollten eigentlich seit Dezember 2013 im Untergrund unterwegs sein. Doch bislang sind erst vier Züge zugelassen - und auch diese dürfen bisher nur im Nordabschnitt der U 6-Nord pendeln. "Wenn alle an einem Strang ziehen", sagt Wortmann, dann werde sich das Problem lösen lassen. Doch genau daran haperte es ja jahrelang: Die MVG warf der Zulassungsbehörde vor, immer wieder neue Anforderungen zu formulieren; die Behördenvertreter wiesen dies zurück und erklärten, für die Sicherheit seien die Nachweise erforderlich. Zuletzt hatte sich Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) in den Streit eingeschaltet. Nun gebe es "Anzeichen" für eine Lösung des Konflikts, zeigte sich Wortmann zuversichtlich.

In seiner Zeit als Verkehrsplaner in Dresden und Betriebsleiter in Ulm habe er jedenfalls gelernt, dass man in der Branche "einen sehr langen Atem" brauche, sagt Wortmann. "Und den werde ich auch hier an den Tag legen." Etwa auch bei den seit Jahren geplanten Neubautrassen für die Trambahn im Norden (durch den Englischen Garten) und Westen (durch Wotan- und Fürstenrieder Straße). In Ulm hatte Wortmann eine Ausweitung des Trambahnstreckennetzes von einst fünf auf mittlerweile zehn Kilometer vorangetrieben; aktuell wird dort eine weitere Strecke gebaut, die das Netz künftig auf zwanzig Kilometer erweitern wird. Wichtig sei bei solchen Projekten, sagt Wortmann, "dass man sehr, sehr viel kommuniziert - und die Planungsergebnisse transparent darstellt". Beispielsweise mittels Simulationen, die auch den Autofahrern die Situation nach einem Straßenumbau aufzeigten.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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