Am Präsidium:Doping in der Pokémon-Arena

Polizei greift 30-jährigen Handy-Spieler beim Kiffen auf

Von Martin Bernstein

Ein 30-jähriger Veranstaltungstechniker aus München ist am Samstag Opfer seiner Begeisterung für das Handy-Spiel Pokémon-Go geworden. So vertieft war der Mann um 6.20 Uhr in die virtuelle Jagd nach den kleinen Monstern, dass er nicht bemerkte, dass er trotz der morgendlichen Stunde nicht allein war am Richard-Strauss-Brunnen in der Münchner Fußgängerzone. Zwei Beamte der Hauswache des nur wenige Meter entfernten Polizeipräsidiums waren dort auf Streife. Ihnen fiel auf, dass es deutlich nach Marihuana roch. Tatsächlich hielt der eifrige Pokémon-Spieler ein Handy in der einen Hand, in der anderen aber einen Joint. Als die Uniformierten ihn zur Rede stellten, erschrak der Mann. "Oh Shit", sagte der Ertappte zu den Polizisten, "darf ich das noch schnell fertig machen?" Laut Polizei hatten die Beamten Verständnis für die Zwickmühle, in der der 30-Jährige sich befand. War er doch nach eigener Aussage gerade dabei, "die hiesige Arena" einzunehmen - sprich: Sein Pokémon befand sich gerade in einer virtuellen Auseinandersetzung mit den digitalen Monstern anderer Mitspieler. Der Mann durfte den Kampf beenden, ob er siegreich war, ließ die Polizei offen.

Dafür zeigte der Marihuana-Sünder sich dann auch seinerseits "absolut kooperativ" und begleitete die Beamten zum Präsidium. Dort wurde Anzeige gegen ihn erstattet, danach durfte er wieder gehen. Ihm ist damit möglicherweise die Chance entgangen, ein weiteres Pokémon aufzuspüren. Unter der Überschrift "Fahndungserfolg im Polizeipräsidium" hat das Social-Media-Team der Münchner Polizei auf Facebook und Twitter nämlich das Foto eines von Beamten dingfest gemachten Pokémons veröffentlicht - aus der eigenen Haftzelle.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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