Allergie-Expertin:"Nicht durch den Englischen Garten joggen"

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Endlich Frühling! Doch Allergiker haben jetzt wieder zu leiden. Was tun, wenn die Augen tränen? Ein Gespräch mit Uta Ochmann von der LMU München.

Beate Wild

sueddeutsche.de: Endlich ist der Frühling in München eingekehrt, doch viele Münchner klagen prompt über starken Heuschnupfen. Welche Pollen fliegen im Moment?

Allergie-Expertin Uta Ochmann von der LMU München empfiehlt, bei Heuschnupfen unbedingt zum Arzt zu gehen. (Foto: Foto: oh)

Uta Ochmann: Gerade ist die Phase der Frühblüher, also Hasel und Erle. Bald kommt auch noch die Birke dazu. Die Gräser-Pollen fliegen erst ab Ende Mai. Für Allergiker gibt es eine Pollenflugvorhersage vom Deutschen Wetterdienst, www.dwd.de/pollenflug. Da kann man sich täglich informieren, was gerade fliegt. Gute Informationen gibt es auch bei der Stiftung Deutscher Pollenflugdienst, www.pollenstiftung.de.

sueddeutsche.de: Oft weiß man ja gar nicht, gegen was man allergisch ist.

Ochmann: Deshalb wichtig einen Allergietest zu machen. Nur wenn man weiß, was man meiden muss, kann man mit seiner Erkrankung besser umgehen.

sueddeutsche.de: Ist der Pollenflug dieses Jahr stärker als sonst?

Ochmann: Dazu gibt es noch keine Zahlen, aber wenn es nach einer langen Schlechtwetterperiode plötzlich so warm wird wie jetzt, explodieren die Pflanzen geradezu und die Leute müssen mehr leiden.

sueddeutsche.de: Wie kann man sich schützen?

Ochmann: Rein theoretisch wäre es für Allergiker besser in geschlossenen Räumen zu bleiben, aber im echten Leben ist das natürlich keine Alternative. Wenn der Heuschnupfen einigermaßen auszuhalten ist, braucht man sich den Biergarten nicht verkneifen, die Entscheidung sollte immer individuell und situativ erfolgen. Zudem enthält die Luft nach einem Regenschauer auch weniger Pollen, dann ist eine gute Zeit rauszugehen. Zum Wohnungslüften sind die Stunden zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens zu empfehlen. Einer Pollenverschleppung in den Schlafraum kann durch abendliches Haarewaschen begegnet werden.

sueddeutsche.de: Hat es der Münchner, der in der Stadt lebt, besser als jemand vom Land?

Ochmann: Das würde ich nicht sagen. Tendenziell gibt es am Land zwar mehr blühende Pflanzen, aber dafür kommt in München der Feinstaub dazu. Es gibt Hinweise, dass Pollen in Kombination mit Feinstaub unter Umständen verstärkte Symptome auslösen können. Also dürfte der Münchner genauso belastet sein wie ein Bewohner aus dem Umland.

sueddeutsche.de: Haben auch Leute mit Neurodermitis unter dem Pollenflug zu leiden?

Ochmann: Allerdings, auch hier ist eine Verstärkung der Hautekzeme vor allem an unbedeckten Körperstellen möglich, bei zusätzlich vorliegender Pollenallergie kann es sozusagen zu einem Heuschnupfen der Haut kommen.

sueddeutsche.de: Wie sieht es mit Sport an der frischen Luft aus?

Ochmann: Gerade morgens und abends ist der Pollenflug am stärksten. Ein Allergiker sollte dann bloß nicht durch den Englischen Garten joggen. Prinzipiell kommt es auf das Ausmaß der Allergie an, ob man draußen Sport machen kann oder nicht.

sueddeutsche.de: Was kann man gegen die Symptome unternehmen?

Ochmann: Mit antihistaminhaltigen Augentropfen, Nasensprays und Tabletten kann man sich spontan Besserung verschaffen. Medikamente mit dem Wirkstoff Cromoglicinsäure sind gut zur Vorbeugung. Ein Allergiker mit Asthmabeschwerden sollte zum Lungenfacharzt. Aber starken Allergikern ist eine Hyposensibilisierung zu empfehlen, dies ist die einzige Therapie, die die Ursachen bekämpft. Wer Probleme mit Heuschnupfen hat, sollte in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, denn ohne Medikamente muss er nur mehr leiden.

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