Alkoholverbot in der U-Bahn:Letzte Runde im Untergrund

Die Münchner Verkehrsbetriebe wollen ab Februar Alkohol im Untergrund verbieten - egal, was der Stadtrat davon hält.

Dominik Hutter

Trotz Kritik im Stadtrat hält die MVG an dem geplanten Alkoholverbot in U-Bahnhöfen fest. Anfang Februar soll es losgehen - ein paar Tage später als angekündigt. Mit der noch nicht abgeschlossenen Meinungsbildung im Rathaus, so die MVG, habe die Verzögerung nichts zu tun. Die SPD erwartet aber von dem Unternehmen, keine vollendeten Tatsachen zu schaffen.

Alkoholverbot

Kommt das Alkoholverbot in de U-Bahn? Am 10. Februar soll es so weit sein.

(Foto: Foto: Haas)

Es könnte also Ärger geben zwischen der Stadt und ihrem Kommunalunternehmen. Denn die MVG stuft das Konsumverbot, das zunächst nur in den Sperrengeschossen und auf Bahnsteigen, später auch in den Zügen gelten soll, als Entscheidung des laufenden Tagesgeschäfts ein.

Eine Befassung des Stadtrats sei daher nicht notwendig. "Wir gehen eigentlich schon davon aus, dass das Verbot erst vollzogen wird, wenn auch der Stadtrat zugestimmt hat", betont hingegen SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Eine vorzeitige Einführung empfände man zumindest als "eigenartig".

Welche Meinung die SPD letztlich vertreten wird, ist Reissl zufolge noch offen. Bei der jüngsten Sitzung der Fraktion am vergangenen Montag wurde diese Entscheidung um eine Woche vertagt - damit MVG-Chef Herbert König persönlich Rede und Antwort stehen kann. Wann das Thema abschließend auf der Tagesordnung des Stadtrats auftaucht, steht bislang nicht fest. Frühestmöglicher Termin wäre der 10. Februar.

Bei der MVG, so erklärt das Unternehmen auf Anfrage der SZ, spielt dieses Datum jedoch keine Rolle. Das Verbot, das eigentlich pünktlich zum 1. Februar kommen sollte, sei lediglich aus organisatorischen Gründen um ein paar Tage verschoben worden - weil man mit dem Austausch der Hausordnungen nicht nachkomme.

Diese Aushänge, die normalerweise kein Fahrgast liest, sollen übrigens von MVG-Seite die einzigen Hinweise auf das Bier-Tabu sein. Piktogramme à la Rauchverbot sind ebenso wenig geplant wie eine Plakatkampagne. Man werde, wie Sprecherin Bettina Hess betont, "mit Augenmaß" vorgehen. Es werde keine Alkoholpolizei geben und auch keine rigorosen Kontrollen unter Fußballfans oder Wiesnbesuchern. Aber: U-Bahnanlagen seien "Verkehrsbauwerke und keine Kneipen". Die Fahrgäste hätten ein Recht darauf, diese "unbelästigt und unbeeinträchtigt zu nutzen".

Egal, ob die MVG tatsächlich vorprescht oder doch noch einknickt - der Stadtrat wird sich auf jeden Fall mit dem Alkoholverbot befassen. Denn die Grünen haben bereits offiziell beantragt, auf den nicht nachvollziehbaren Eingriff ins öffentliche Leben zu verzichten. Die Begründung von MVG-Chef Herbert König, zahlreiche Fahrgäste fühlten sich durch Betrunkene bedroht, reicht nach Meinung von Grünen-Fraktionschefin Lydia Dietrich nicht aus.

Schließlich hätten sich die wenigsten ihren Rausch in der U-Bahn selbst angetrunken. Zudem beziehe sich König auf eine Umfrage, derzufolge lediglich 7,2 Prozent der Fahrgäste die U-Bahn als unsicher empfinden. Das, so Dietrich, sei eine "Erfolgsbilanz", aus der man keinen Handlungsbedarf für weitere Verbote ableiten könne.

Unterstützung bekommt die MVG hingegen von der CSU. Deren Fraktionschef Josef Schmid hält ein Alkoholverbot wegen des Sicherheitsbedürfnisses und -empfindens der Fahrgäste für richtig. Ein wichtiges Kriterium sei auch die Ästhetik und Sauberkeit öffentlicher Plätze. Es wird also von der SPD abhängen, welches Signal der Stadtrat aussendet. Dass die MVG ein Nein einfach ignoriert, gilt als unwahrscheinlich.

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