Aktionstag:Jeder Quadratmeter Münchens

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Der Vermessungsingenieur Steffen Händler zeigt der Schülerin Amanda, wie man mit einem Tachymeter Gelände vermessen kann. (Foto: Robert Haas)

Vermessungsingenieure und Geodäten wollen Schüler für ihren Beruf begeistern

Von Philipp Schulte

"Es sieht stinklangweilig aus", sagt Caroline Preiß. Doch für sie ist es der beste Job, den sie sich vorstellen kann. Die 35-Jährige arbeitet beim staatlichen Vermessungsamt München. Es sei manchmal wie eine Schatzsuche. Hundert Jahre alte Grenzsteine verstecken sich unter der Erde - und eine Aufgabe von Preiß ist es, sie zu finden und auszugraben. Am Dienstag stellte Preiß gemeinsam mit einigen Kollegen die Arbeit von Vermessungsingenieuren und Geodäten auf dem Odeonsplatz und im Hofgarten vor. Sie wollten vor allem Schüler informieren und für den Beruf zu gewinnen. Der Aktionstag war Teil der dritten bayerischen Woche der Geodäsie. Im Mittelpunkt stand ein Quiz für Schüler, bei dem sie mithilfe eines GPS-Geräts und Koordinaten verschiedene Punkte im Hofgarten finden mussten.

An den Münchner Universitäten werden Studiengänge angeboten wie beispielsweise Geoinformatik und Satellitenpositionierung oder Geotelematik und Navigation. Das Studium finde in kleinen und gut betreuten Studiengruppen statt. "Unseren Beruf kann man aber mit fast jedem Schulabschluss erlernen", sagt Steffen Händler, ein Kollege von Preiß. Oft könne man dann entscheiden, ob man lieber im Innen- oder Außendienst arbeiten möchte, sagt Händler. Im Vermessungsamt ist jeder Quadratmeter Münchens registriert. "Die Uraufgabe der Vermessung war das Eintreiben von Steuern", sagt Händler. Heute wird sie vor allem für GPS, Google Maps, Navis, Katastrophenschutz und Anbringen von Sonnenkollektoren gebraucht.

Trotz der langweilig klingenden Berufsbezeichnung ist die 15-jährige Amanda eine der Schülerinnen, die am Dienstag in den Hofgarten gekommen sind. Noch sei sie unschlüssig, welchen Weg sie nach dem Abitur einschlagen möchte. Geodäsie biete eine optimale Zukunftsperspektive, Fachkräfte werden händeringend gesucht, sagt Händler. Und zudem ist die Arbeit manchmal wie eine Schatzsuche: Preiß musste einmal einen alten Grenzstein finden und wusste aufgrund der Daten, wo er unter der Erde liegen musste. Ihr Kollege hatte schon einen Meter erfolglos gebuddelt, Preiß bestand darauf, dass er weiter grub. Und schließlich fanden sie den Stein, genau an der Stelle.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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