Afghanistan-Abschiebung:Gnadenloser Zynismus

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Wer Integration verlangt, darf sie nicht torpedieren

"Wie ein Schlag ins Gesicht" vom 17. Januar:

"Trumpisten" am Werk

Steckt dahinter ein geheimer Plan, eine stillschweigende Übereinkunft rechtsnational gesinnter Ermittler, Kriminalbeamter und Politiker? Beinahe könnte man diesen Eindruck gewinnen. Einerseits werden bestens integrierte, wertvolle Menschen unter Missachtung jeglicher christlicher Sitten gnadenlos in ihre Hölle zurückgeschickt. Auf der anderen Seite wird die Observierung, Inhaftierung und Abschiebung behördlich bekannter Gefährder auf geradezu skurrile Weise vernachlässigt. Je größer die Gefährdungslage im Land, desto besser für den hochaggressiven fremdenfeindlichen "Trumpismus", und je rücksichtsloser die Abschiebepraxis, desto höher sind die Wahlchancen für die De Maizières und die Herrmanns. Der afghanische Künstler Ahmad Shakib Pouya tut Bayern gut. Seine Abschiebung wäre ein menschliches Desaster. Werner Mauerer, Weihenzell/Mittelfranken

Da trifft's den Falschen

Ausgehend von der Berichterstattung der SZ und den dort genannten Fakten kann man sich nur anschließen, dass eine Abschiebung in diesem Fall absolut kontraproduktiv ist. Nicht nur, dass im konkreten Fall eine Gefährdung des Abzuschiebenden im Heimatland deutlich größer ist, als dies in anderen Fällen wäre. Nein, entscheidend ist, dass sich Ahmad Shakib Pouya augenscheinlich nicht nur ernsthaft bemüht hat, sich zu integrieren, sondern dies auch gelungen ist. Wie kann es angehen, dass eine Person sogar von Gerichten als Übersetzer genommen wird - jetzt aber will man gerade hier ein Exempel statuieren? Ungeachtet dessen, dass eine Tätigkeit als Pflegekraft in einem Altenheim dringend benötigt wird (hier ist Deutschland extrem auf ausländische Bürger angewiesen), sollten zunächst all jene ausgewiesen werden, die kein ein Interesse an Integration haben oder gar nur die Leistungen unseres Staates abgreifen wollen. Ich habe in jüngster Zeit oft von Fällen gehört, in denen sich Asylsuchende und Flüchtlinge nicht aufgerafft haben, um die angebotenen Deutschkurse zu besuchen. Da denke ich, wäre es an der Zeit, ein Exempel zu statuieren, und nicht im vorliegenden Fall. Ich bin stolz auf unseren (Sozial-)Staat, aber nicht, wenn man von derartigen Fällen lesen muss, denn ich befürchte, dass das kein Einzelfall ist. Man kann daher an die Verantwortlichen nur appellieren, Gefährder oder Unwillige auszuweisen, nicht aber einen Menschen wie Ahmad Shakib Pouya. Wolfgang Guter, Wolfratshausen

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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