Abschied:"Er öffnet Menschen"

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Stille Trauer vor der Feier in der Allerheiligen-Hofkirche: Witwe Martina Sahner (Mitte) mit den Schwestern des Verstorbenen, Renate und Brigitte. (Foto: Stephan Rumpf)

Anekdoten, Andacht, Anteilnahme: Die Trauerfeier für den Gesellschaftsreporter Paul Sahner

Von Philipp Crone, München

Es ist sehr still am Freitagvormittag um kurz nach halb zehn Uhr vor der Allerheiligen-Hofkirche - obwohl bereits etwa einhundert Gäste da sind und vor den Treppen zur Kirche warten. Vergangene Woche, als an gleicher Stelle die Trauerfeier für den Gastronomen Gerd Käfer stattfand, sprachen die Gäste miteinander, es wurde gelacht, die Stimmung war feierlich und gelöst. An diesem Freitag ist das anders. Kurz vor der Trauerfeier für den am Sonntag im Alter von 70 Jahren verstorbenen Bunte -Gesellschaftsreporter Paul Sahner ist in dieser Stille allzu deutlich hörbar, wie sehr Familie, Freunde und Verwandte fünf Tage nach der Nachricht noch immer geschockt sind. Sahner wirkte vital, es gab keine Anzeichen einer Krankheit, das wird später der Theologe Thomas Multhaup, der die Zeremonie leitet, noch einmal betonen. Viele Trauergäste sagen den gleichen Satz, wenn sie über den Verstorbenen sprechen: "Ich habe eine Woche vor seinem Tod noch mit ihm telefoniert." Der Galerist Konrad Bernheimer zum Beispiel.

Sahner, dessen Netzwerk in Gesellschaft, Sport und Politik an diesem Vormittag immer wieder gepriesen wird, war ein Meister darin, mit den Leuten in Verbindung zu bleiben. So rief er also auch Bernheimer mal wieder an, als bekannt wurde, dass der seine Burg am Chiemsee verkauft. Dort, wo auch Sahner wohnte. "Pauls Tod ist ein Riesenverlust", sagt Bernheimer, "er war ein außergewöhnlicher Mensch." Schauspielerin Michaela May erinnert sich an ihre Gespräche mit Sahner so: "Er hatte Charme und war aber immer auch unglaublich clever." Auch Otto Waalkes ist da, der mit Sahner ab und an Tennis spielte, und Verleger Hubert Burda. Sie hören wie die anderen 350 Gäste zu, wie zunächst in der Kirche der Song "The Sound of Silence" erklingt, ehe Bunte-Chefin Patricia Riekel spricht, Sahners Stimme als "eine Legende, zwischen Cappuccino und Cello" beschreibt. Sein Erfolgsgeheimnis? "Er öffnete Menschen, indem er sich selbst öffnete." Deshalb hatte er auch die Telefonnummern von allen, die für ein Magazin wie Bunte interessant sind. Aber wehe, wenn die Redaktion einen Text von ihm kürzen wollte, erzählt Riekel, dann habe er gedroht, zu kündigen - "das passierte etwa alle sechs Wochen".

Es sind beeindruckende und lustige Geschichten dabei, auch als Sahners Assistentin von ihren Erlebnissen erzählt. Manchmal sind Trauergäste bei den Feiern dankbar, wenn sie auch einmal lachen können. Doch am Freitag bleibt es sehr still. Erst beim Empfang im Garten wird es lauter. Schließlich gilt es, die vielen Geschichten auszutauschen, die man mit Sahner erlebt hat. Und spätestens, als die Gäste zusammenstehen, ist klar, dass Paul Sahner bei vielen sehr lange und in sehr guter Erinnerung bleiben wird.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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