Abfischen in Schloss Nymphenburg:Königliche Karpfen

Lesezeit: 1 min

Die Gewässer im Schlosspark Nymphenburg werden abgefischt - und die Beute verkauft

Von Franziska Gerlach

Nach allen Seiten spritzt das Wasser, als der Fisch schließlich im Netz zappelt. Eine Dame tritt da sicherheitshalber einen Schritt zurück. Ingo Taxacher, der sich eben noch weit über den hellgrünen Bottich gebeugt hat, schrecken die paar Tropfen nicht. Er sieht zufrieden aus. Denn wie sich im fahlen Morgenlicht zeigt, hat er sich ein Prachtexemplar mit goldgelb glänzenden Schuppen ausgesucht. Immerhin 1,9 Kilo bringt der Karpfen auf die Waage. "Das macht 11, 50 Euro", ruft eine Frau aus dem Stand hervor, den der Fischereiverein Odelzhausen am Samstagmorgen beim Johannisbrunnhaus aufgestellt hat. Seit mehr als zehn Jahren verkaufen die Mitglieder des Fischereivereins Odelzhausen bereits die Fische, größtenteils Karpfen, die sie zuvor in den Gewässern des Nymphenburger Schlossparks gefangen haben, für die sie das Fischrecht gepachtet haben. Der beste Zeitpunkt für das jährliche Abfischen ist der Herbst, wenn nach der Bachauskehr das Wasser niedrig steht. "Im Sommer wäre das auch zu viel Stress für die Tiere", sagt Friedrich Sedlmayr, der Schriftführer des Vereins. Wenn die Sonne scheint, seien eben nicht nur die Menschen aktiv, sondern auch die Fische. Gefüttert werden diese nicht, sie ernähren sich von den Algen, Würmern und Schnecken aus dem Kanal. Am Samstag gehen den Odelzhausern rund 300 Fische in das Netz, das sie schon früh am Morgen in dem trüben Wasser aufgespannt haben, neben Karpfen außerdem Barsche - und ein Koi. "Den muss jemand ausgesetzt haben", sagt einer der Männer und lässt den Inhalt seines Keschers in einen großen Plastikbehälter flutschen.

Noch sehr kleine Fische dürfen später wieder ins Wasser zurück, einige hübsche ziehen in die Aquarien des Sea Life im Olympiapark um, die meisten werden aber wohl neben Salzkartoffeln und Gemüse auf einem Münchner Teller landen. Hinter der Plastikplane am Verkaufstand ertönt ein dumpfes Klopfen, es zeugt vom weniger schönen Teil der Tradition. Ingo Taxacher hat seinen Karpfen bereits bezahlt. Natürlich sei der Fisch besonders frisch, sagt der Untermenzinger, der im vergangenen Jahr beim Joggen im Schlosspark auf die Aktion des Fischereivereins aufmerksam wurde. Es gebe aber noch einen anderen Grund, weshalb er zum Fisch kaufen gekommen sei. "Wenn ich weiß, der kommt aus Nymphenburg, schmeckt er besonders gut."

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: