Schul-Offensive in München:Vier Millionen für Ganztagsschulen

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Für den Ausbau von Ganztagsschulen bekommt München vier Millionen vom Freistaat. Doch viele Eltern sehen die Angebote eher skeptisch.

Christian Rost

Der Freistaat macht mit seiner Ganztagsoffensive an den Schulen ernst: Von den 7,7 Millionen Euro, die in dieser Woche von der Regierung von Oberbayern für den Ausbau der Infrastruktur der Schulen ausgeschüttet wurden, kommen knapp vier Millionen Euro Münchner Bildungseinrichtungen zugute.

Ganztägige Betreuung an den Schulen soll es in München künftig verstärkt geben. (Foto: Foto: dpa)

20 Schulen - darunter drei Grundschulen, drei Hauptschulen, eine Realschule und eine Reihe von Gymnasien - erhalten Fördermittel aus dem Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung (IZBB) des Bundes. Ziel des Programmes ist es, zusätzliche Ganztagsschulen zu schaffen und bestehende Ganztagsschulen qualitativ weiterzuentwickeln.

Die Fördergelder fließen zwar nun nach langen politischen Debatten um das Projekt Ganztagsschule auch in Bayern, der Nutzen des Betreuungsangebotes ist aber noch nicht bei allen Eltern angekommen. "Viele Eltern wissen nichts über die Chancen, die eine Ganztagsschule ihren Kindern bieten kann", sagt Julia Pollert, Geschäftsführerin des Vereins "Gesellschaft macht Schule".

Die politisch unabhängige Initiative engagiert sich in München für eine qualifizierte Ganztagsbetreuung an Hauptschulen. Der Verein unterstützt etwa die Hauptschule an der Ichostraße und hat mit einem Zuschuss von 12.000 Euro ermöglicht, dass 2008 ein ausgereiftes Ganztagsangebot für eine fünfte Klasse starten konnte. Diese Klasse soll auch im kommenden Schuljahr unterstützt werden. Julia Pollert wirbt derzeit bei Eltern darum, dass auch genügend Kinder für eine neue fünfte kostenlose Ganztagsklasse angemeldet werden. Ob dies klappt, wird sich im Herbst zeigen.

Andrang an Gymnasien

Offenbar sind die Vorbehalte gegenüber der Ganztagsbetreuung gerade im Hauptschulbereich noch groß - zu einem Infotag der Ichoschule kamen gerade einmal drei Eltern, bei der Hauptschule an der Perlacher Straße waren es nur zwei. "Kinder, deren Eltern beide berufstätig sind, die aus bildungsfernen Schichten stammen oder aufgrund des Migrationshintergrundes sprachlich gefördert werden müssen, sind in einer Ganztagsklasse am besten aufgehoben", so Pollert.

Dennoch glaubten viele Eltern, es handle sich bei einer Ganztagsschule um eine Aufbewahrungsanstalt. Im Gegensatz dazu ist die Nachfrage nach Ganztagsplätzen an Gymnasien enorm. Die beiden städtischen Gymnasien, die schon voll auf Ganztagsbetrieb umgestellt haben, werden am Anmeldetermin geradezu überrannt von interessierten Eltern.

Dabei hat auch die Ichoschule durch die Unterstützung von "Gesellschaft macht Schule" mittlerweile eine qualifizierte Form der Ganztagsbetreuung zu bieten. Die "Akademie Kinder philosophieren" betreibt an der Schule zum Beispiel ein Projekt zu Werteerziehung und Demokratieverständnis. Die "Science Lab GmbH", ein weiterer Kooperationspartner von "Gesellschaft macht Schule", hält naturwissenschaftliche Forscherkurse mit Experimenten ab. Und neben einem Theaterprojekt, Sportangeboten sowie Vorlesestunden gibt es auch Stunden zur Berufsorientierung.

Die "Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration" bereitet die Schüler darin zunächst spielerisch auf die Berufswelt vor, ehe Fachleute zu Praxisprojekten in die Schule kommen. Ohne solche Zusatzangebote könnte die Schule kein Ganztagsprogramm organisieren, weil der Freistaat pro Klasse und Woche lediglich zwölf zusätzliche Lehrerstunden und 6000 Euro im Jahr für externe Angebote zur Verfügung stellt.

Die Anmeldung an den Hauptschulen ist bis Ende kommender Woche, Freitag, 24. April, möglich.

© SZ vom 17.04.2009/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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