Lindwurmstüberl:Aufregung um ein Kleinod

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Der Wirt hört auf: das Lindwurmstüberl am Goetheplatz (Foto: Stephan Rumpf)

Das "Lindwurmstüberl" ist in der Ludwigvorstadt eine Institution. Pächter Ralf Ensle hat nun seinen Vertrag mit Augustiner gekündigt. Gerüchten zufolge gab es Zank wegen der Öffnungszeiten. Ein Wiesnwirt übernimmt das Lokal.

Von Astrid Becker

38 Jahre hat die Wirtefamilie Ensle das Lindwurmstüberl geführt. Doch nun ist Schluss: Der derzeitige Pächter Ralf Ensle hat seinen Vertrag mit der Augustiner-Brauerei gekündigt und wird zum 30. Juni aufhören. Sein Nachfolger steht bereits fest: Die Wiesnwirte-Familie Stadtmüller von der "Fischer Vroni" übernimmt das Münchner Traditionslokal, das vor allem für seine knusprigen Hendl berühmt ist. Am Konzept soll sich dem Vernehmen nach nichts ändern.

Gerüchten zufolge soll es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Wirt und Brauerei gekommen sein. Davon spricht zumindest Friedrich Kraus, der für die CSU im Bezirksausschuss sitzt. Dabei sei es in erster Linie um die Öffnungszeiten gegangen. Bislang hat das Lindwurmstüberl an Sonn- und Feiertagen geschlossen und legt zudem noch zwei Wochen Betriebsurlaub im Jahr ein. "Wenn die Brauerei eine Öffnung an 365 Tagen im Jahr gefordert hätte, wäre dies für mich nicht nachvollziehbar", sagt Kraus. Das Viertel sei an "Sonn- und Feiertagen tot, da ist doch eh nichts los".

Ob dies wirklich der Kündigungsgrund für den 46-jährigen Wirt Ralf Ensle war, der vor zehn Jahren das Lokal von seinen Eltern übernommen hatte, ist aber fraglich. Auf eine entsprechende Anfrage reagiert er ungehalten: "Das ist falsch", knurrt Ensle. "Ich sag jetzt gar nichts mehr. "

Provisorium in einer Kriegsbaulücke

Bei Augustiner kann man die ganze Aufregung rund um das Lindwurmstüberl ohnehin nicht verstehen. Für die Brauerei ist dieses Lokal ein Kleinod, an dem sie unbedingt festhalten will. Vor einigen Jahren hat Augustiner viel Geld in die Renovierung und Sanierung des Gebäudes gesteckt und um dessen Erhalt sogar mit der Stadt gekämpft.

2007 sollte das Gebäude nach dem Willen des Planungsreferates abgerissen werden, weil es als provisorischer Flachbau in der Nachkriegszeit in einer Kriegsbaulücke errichtet worden war. Diese Lücke müsse aus stadtgestalterischen Gründen geschlossen werden, lautete das Argument der Stadtplaner. Der Flachbau sollte demnach einem mehrstöckigen Gebäude weichen. Die Augustiner-Brauerei konnte die Stadt jedoch umstimmen. Sie baute das Lokal aufwendig um und stattete es sogar noch mit einer Dachterrasse aus.

Es habe daraufhin schon Gespräche über die Öffnungszeiten gegeben, ist von der Brauerei zu hören. Druck auf den Wirt sei jedoch nicht ausgeübt worden. Im Gegenteil: Augustiner-Geschäftsführer Jannik Inselkammer zeigte sich von der Kündigung Ensles überrascht. Der habe darüber gar nicht mit ihm geredet, sagt er: "Wir wollen definitiv am Lindwurmstüberl und seinem Konzept festhalten." Künftig wird das Lokal nun von der Gastronomenfamilie Stadtmüller geführt.

© SZ vom 11.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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