Klage eines Zuckerbäckers:Die schärfsten Kritiker der Elche ...

Lesezeit: 1 min

Die Weihnachtselche sind ein Verkaufsschlager auf Christkindlmärkten. (Foto: oh)

...backen selber welche: Ein Zuckerbäcker aus Aschheim entdeckt auf einem Christkindlmarkt einen Lebkuchen-Elch, der seiner eigenen Kreationen verdächtig ähnlich sieht - und verklagt die Confiserie Seidl aus Laaber. Der Prozess nimmt eine unerwartete Wendung.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Große Kulleraugen, rote Nase oder Zipfelmütze und einfach süß - die Weihnachts-Elche von Bernd Dostler finden auf Christkindlmärkten reißenden Absatz. Da war es ein bitterer Schock für den Zuckerbäcker aus Aschheim, als er an einem Stand einen fremden Elch entdeckte: Das Tierchen sah seinen Kreationen verdächtig ähnlich, stammte aber ganz sicher nicht aus seiner Werkstatt. Dostler fand heraus, dass dieser Lebkuchen-Elch der Backstube der Confiserie Seidl aus Laaber entstammt, nicht wie die SZ zunächst berichtet hatte der bekannten Gräfelfinger Confiserie Elly Seidl. Mit dem Gräfelfinger Traditionsunternehmen ist Dostler gut bekannt, die Confiserie aus Laaber aber musste sich mit dem Aschheimer Unternehmer dagegen jetzt juristisch auseinandersetzen.

Dostler und seine Firma "Zuckersucht" dürfte vielen Oktoberfestbesuchern bekannt sein: Bis zu 40 000 Lebkuchenherzen werden an jedem Wiesntag auf das Volksfest geliefert. Vor zwölf Jahren hatte er in Schwabing seine Firma "Zuckersucht" gegründet. Als das Unternehmen aus allen Nähten platzte, folgte der Umzug nach Aschheim.

Auf seine neuen Renner, die drolligen Elche, hat der gelernte Konditor eine Art Patent: Als Kopf und als ganzes Tier sind die Lebkuchen in der ganzen EU als sogenannte Gemeinschaftsgeschmacksmuster geschützt. Die Elche aus Laaber seien ihnen zum verwechseln ähnlich, beklagte er nun vor dem Landgericht München I.

Sein Anwalt Johannes Falch verlangte eine Unterlassungserklärung und wollte auch wissen, wie viele nachgemachte Elche auf den Markt gekommen seien. Die Anwälte der beklagten Confiserie versuchen abzuwiegeln: Irgendwie sehe doch jeder Elch bei einer "naturalistischen Nachformung" gleich aus. Das entlockte den Richtern der 17. Handelskammer noch ein skeptisches Lächeln.

Ernst wurde es, als aufkam, dass ein Kunde von Dostler in seinem Katalog offenbar schon die Elch-Lebkuchen abgebildet und damit veröffentlich hatte, bevor diese zum Schutz angemeldet worden waren. Dann wären sie keine "Neuheit" mehr gewesen und hätten nachgemacht werden dürfen.

So konnte das Gericht eine Art Weihnachtsfrieden vermitteln: Dostler verzichtet auf Schadensersatz - das Unternehmen aus Laaber verpflichtet sich im Gegenzug, keine solchen Elche mehr zu produzieren. Der Musterschutz wird nicht mehr angezweifelt und die Prozesskosten werden geteilt. Auf weihnachtlichen Frieden hofft indes auch Maximilian Rambold, Geschäftsführer von Elly Seidl aus Gräfelfing. Wegen der Namensgleichheit sahen viele Kunden seine Firma als Plagiator. "Wir sind aber gar nicht gemeint - wir stellen keine Lebkuchen dieser Art her", sagt Maximilian Rambold.

© SZ vom 22.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: