Zeitungswerbung: Mit Liszt!

Die FAZ lässt den Pianisten Lang Lang ihre Texte vertonen. Es geht um Dinos und Athen. Nur zu den Leitartikeln ist ihm offenbar nichts eingefallen.

Die Werbekampagne der Frankfurter Allgemeinen Zeitung "Dahinter steckt immer ein kluger Kopf" hat zum 20-jährigen Jubiläum den chinesischen Klavierstar Lang Lang, 33, gewählt. Der hat nichts Reklameträchtiges formuliert, sondern auf Artikel musikalisch reagiert, aber nicht so, wie vollmundig angekündigt: "Lang Lang spielt die FAZ". In Leeds setzte er sich vielmehr an den Flügel, die Zeitung auf dem Pult, und ließ sich von Meldungen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Vermischtem und Sport animieren. Klar, dass ihm zu Athen ein Sirtaki à la Theodorakis einfällt oder ein bisschen Goldberg-Variationen zum Bericht über die Ansbacher Bach-Woche. Zu Börsenkursen tremoliert er munter, während er zur Meldung vom Dino-Skelett in einer chinesischen Wohnung überraschenderweise zarte Debussy-Linien assoziiert. Witzig jedenfalls, zu guten Nachrichten aus der Industrie Liszts Fassung der "Champagnerarie" aus Mozarts "Don Giovanni" zu bieten. Leitartikel und Ähnliches kommen nicht vor. Offenbar löst dergleichen bei Lang Lang nichts musikalisch Erhellendes aus.