USA:Feuer in Berkeley

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Milo Yiannopoulos wollte an der Unversität Berkeley einen Vortrag halten, doch teils gewaltsame Proteste verhinderten das. Der Autor der rechtspopulistischen Nachrichtenseite "Breitbart News" präsentierte sich dann bei Fox News als Opfer.

Von Jürgen Schmieder

Milo Yiannopoulos ist außer sich. Der britische Autor der rechtspopulistischen Nachrichtenseite Breitbart News nennt die Vorgänge am Mittwochabend an der Universität von Kalifornien in Berkeley einen Angriff auf Meinungsfreiheit, Demokratie und die Verfassung der Vereinigten Staaten. Etwa 1500 Menschen hatten auf dem Campus mit teils gewaltsamen Protesten dafür gesorgt, dass eine Rede von Yiannopoulos abgesagt werden musste. "Es ist ein Armutszeugnis für die Linken", sagte Yiannopoulos dem Fernsehsender Fox News: "Sie wollen nicht debattieren, weil sie Angst vor einer Niederlage haben."

Yiannopoulos, 32, ist der Popstar des Alt-Right-Movement, er wurde bei Breitbart bekannt durch Texte mit Überschriften wie: "Wäre Ihnen lieber, Ihr Kind hätte Feminismus oder Krebs?" Oder: "Empfängnisverhütung macht Frauen unattraktiv und verrückt!" Ihm wird immer wieder vorgeworfen, ein misogyner Rassist zu sein, der im Schatten von US-Präsident Donald Trump (den er liebevoll "Daddy" nennt) zu Berühmtheit gelangt ist. Er selbst streitet diese Vorwürfe ab, er sei lediglich ein Fundamentalist der freien Meinungsäußerungen: "Ich bin der einzige coole Konservative auf diesem Planeten." Trump jedenfalls stellte sich hinter Yiannopolous und fragte auf Twitter, ob man der Uni nicht als Reaktion auf die Proteste die öffentliche Förderung streichen müsse.

Die zunächst friedliche Demonstration eskalierte, es wurden Feuerwerkskörper auf das Gebäude geworfen, in dem Yiannopoulos auftreten sollte. Scheiben wurden eingeschlagen, es gab Anti-Trump-Graffitis, Fans von Yiannopoulos sollen verprügelt oder mit Pfefferspray attackiert worden sein, am Ende brannte vor dem Gebäude ein meterhohes Feuer. "Das ist keine Nacht, auf die wir stolz sein können", sagte Uni-Sprecher Dan Mogulof: "Hier hat im Jahr 1964 die Bewegung für Meinungsfreiheit begonnen."

Yiannopoulos' Aufregung ist gerechtfertigt, aber sie wirkt inszeniert. Noch während er vom Campus evakuiert wurde, postete er bei Facebook aktuelle Entwicklungen. Kurz darauf telefonierte er mit Fox News. Moderator Tucker Carlson stellt keine kritischen Fragen, Yiannopoulos durfte sich als Opfer präsentieren und nebenbei sein Buch Dangerous anpreisen, das im März erscheinen wird.

Danach berichtete Yiannopoulos per Facebook-Video nicht ohne Stolz von den "gewaltsamen Randalen, die gerade auf jedem wichtigen Nachrichtensender zu sehen sind". Es wird berichtet über ihn, überall. Yiannopoulos gefällt das. Er betont einmal mehr seine Zugehörigkeit zu Minderheiten, seine Homosexualität und seine griechischen Wurzeln; er stilisiert sich als Opfer, schimpft auf die Protestierenden und sagt: "Ich bin nicht der Rassist und Sexist, für den die mich halten." Es scheint Yiannopoulos nicht in den Sinn zu kommen, dass der Grund für die Proteste die Tatsache ist, dass er tatsächlich all das ist, was ihm vorgeworfen wird. Das würde sich nicht verkaufen.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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