Sind nicht die Kleindarsteller die wahren Helden? Weil man sich mit ihnen so gut identifizieren kann? Zum Beispiel Snorre bei Wickie, Eddi Arent in den alten Winnetou-Filmen oder Hänschen bei Schimanski? Der große deutsche Humorist Loriot (1923-2011) verlangte gerade von seinen Kleindarstellern eine ungeheure Perfektion. Jedes Wort, jede Betonung, jede Gesichtsregung musste hundertprozentig seinen Vorstellungen entsprechen. Erst dann war's lustig.
"Ich heiße Erwin Lindemann, bin Rentner und 66 Jahre. Mit meinem Lottogewinn von 500.000 Mark mache ich erstmal eine Reise nach Island. Dann fahre ich mit meiner Tochter nach Rom und besuche eine Papstaudienz. Und im Herbst eröffne ich in Wuppertal eine Herrenboutique." Was man aus diesen schlichten Sätzen herausholen kann, das hat Loriots Ensemblemitglied, der wunderbare Kleindarsteller Heinz Meier vor mehr als 35 Jahren in einem Sketch gezeigt.
Kalbshaxe und Zitronencremebällchen
Der in Ostpreußen geborene und bei Lörrach lebende Schauspieler war für Loriot der Prototyp des einfachen Mannes. Neben Evelyn Hamann (1942 -2007) testete er beim Einkauf Ehebetten ("Meine Frau hopst, wo sie will"), servierte im Restaurant seinem Gast Kalbshaxe ("Schmeckt's?") oder stritt mit einem befreundeten Paar um das Zitronencremebällchen ("Liselotte! Erich! Roswitha! Walter!").
In seinem Freiburger Wallgraben-Theater stand Meier noch vor einem Monat mit Loriot-Sketchen auf der Bühne. Nun starb er, einer der großartigsten Kleindarsteller, die dieses Land je gesehen hat. Er wurde 83 Jahre alt.