Petra Winter und Béla Anda gehen zu "Bild":Mehr Frauen, mehr Macht

Mit Petra Winter, Chefredakteurin der "Cosmopolitan", und Béla Anda, früherer Regierungssprecher unter Gerhard Schröder, holt sich die Chefetage der "Bild"-Zeitung alte Bekannte zurück in die Chefetage. Sie sollen sich um "ressortübergreifende Aufgaben" kümmern - und die Zielgruppe verändern.

Katharina Riehl

Zuwächse, das weiß man beim Quotenfernsehen und auch im Verlagsgeschäft, werden heute vor allem über weibliche Zielgruppen ermöglicht. Nun hat Bild gewissermaßen eine Frau für die Frauen engagiert. Zum 15. Mai wird Petra Winter, 36, Mitglied der Chefredaktion. Das gab der Springer-Verlag an diesem Montag bekannt.

Die Bild-Zeitung soll mit der künftigen stellvertretenden Chefredakteurin Petra Winter weiblicher werden. Ex-Regierungssprecher Béla Anda soll in derselben Funktion die Nähe zur Macht sichern. (Foto: Getty Images)

Petra Winter leitete von 2005 bis 2011 das Frauenmagazin Cosmopolitan (Marquard Medien), sie weiß wahrscheinlich ganz gut, wie man Frauen am Kiosk gewinnt. Dass die Bild-Zeitung weiblicher werden soll, ist ein Dauerthema. Mit Winter, so ist zu hören, werde die Ausrichtung auf Themen gestärkt, die Frauen näher lägen als Männern. Laut Springer-Verlag hat Bild 63 Prozent männliche Leser - bei einem Auflagenrückgang von 4.083.302 verkauften Exemplaren 2002 auf aktuell 2.671.363 ist die Zuwendung zur Medienkonsumentin ein auch strategisches Mittel.

Ebenso strategisch ist wohl auch der andere Neuzugang in die Chefredaktion um Kai Diekmann zu verstehen: Béla Anda, 49, war zwischen 1992 und 1999 bereits für die Bild-Redaktion tätig. Er kehrt also zurück. In Anda setzt Bild auf einen Mann mit vielen Kontakten - in die Wirtschaft und die Politik. Von 1999 an war Béla Anda stellvertretender Regierungssprecher, von 2002 bis 2005 Sprecher der Bundesregierung Gerhard Schröders. 2006 wurde Anda Kommunikationschef des Finanzdienstleisters AWD, im März 2012 trennte man sich.

Bild jedenfalls holt sich so ein wenig Nähe zur (sicher nicht nur ehemaligen) Macht ins Haus. Und nur für Auflagenzahlen interessiert man sich dort ja auch nicht.

© SZ vom 08.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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