Orange Street News:Neunjähriges Mädchen: "Zuallererst bin ich Reporterin"

Lesezeit: 2 min

Hilde Kate Lysiak in einem ihrer Videos, die ihre große Schwester dreht. (Foto: Quelle: Youtube)

Die kleine Hilde Kate Lysiak aus Pennsylvania schreibt auf ihrer eigenen Nachrichtenseite über vermisste Haustiere, Vandalismus und sogar Mord. Nun erlebte sie ihren ersten Shitstorm - und reagierte professionell.

Von Carolin Gasteiger

"Es war wie Weihnachten", schreibt Hilde Kate Lysiak im Guardian und meint damit nicht das Ausreiten auf ihrem Pony oder die neue Puppe, die sie geschenkt bekommen hat. Nein, für das kleine Mädchen aus dem US-amerikanischen Selinsgrove in Pennsylvania ist dann Weihnachten, wenn es eine Story herausbringt.

Hilde ist Journalistin, schreibt auf ihrer eigenen Nachrichtenseite und bringt einmal im Monat ein Magazin heraus - und das mit neun Jahren. Ihre Themen sind Themen aus der Nachbarschaft, vermisste Haustiere, der neu berufene Polizeibeamte oder Vandalismus-Fälle in dem kleinen Ort 240 Kilometer nordwestlich von Philadelphia.

Exklusiv: Geburt der kleinen Schwester

Ein Beispiel: Als ihr eine anonyme Quelle den Hinweis auf einen Raubüberfall gab, klopfte sie so lange an den Türen der Nachbarschaft, bis sie ein Interview machen konnte. Man kann sich vorstellen, wie seine Umgebung das kleine Mädchen auf seinem Fahrrad belächelt, wenn es von Haus zu Haus zieht und die gewonnenen Infos eifrig in ihr Tablet tippt ( zu sehen in diesem Video). Ihr Onlinemagazin startete sie vor zwei Jahren mit der Exklusivmeldung über die Geburt ihrer kleinen Schwester. Das wirkt natürlich niedlich. Aber genau das wollte Hilde offenbar nie sein. Sie will ernst genommen werden. "Ja, ich bin ein neunjähriges Mädchen. Aber zuallererst bin ich Reporterin", schreibt sie.

Vor Kurzem musste Hilde Kate Lysiak nun ihren ersten Shitstorm erfahren. Als die Kleine von einer anonymen Quelle einen Tipp bekam und anschließend auf ihrer Website über einen vermeintlichen Mord (den die Polizei bestätigte) berichtete, war es schnell vorbei mit der Sympathie.

Im Netz meldeten sich viele Stimmen, die Hilde lieber beim Puppenspielen mit Teeservice sehen würden als am Tatort eines Verbrechens. Andere fragten: Was bilden sich die Eltern denn bloß ein, ihre Tochter so etwas machen zu lassen? Und: Was sind das überhaupt für Eltern? Die Antwort: Journalisten.

Auf die Kritik folgt Hate Poetry

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Hildes Vater ist selbst Reporter, arbeitete früher bei den New York Daily News und nahm seine Tochter oft zu Recherchen mit. Das hat die Kleine zu ihrem ungewöhnlichen Hobby inspiriert; nun unterstützt der Vater seine Tochter, kümmert sich um Druck und Layout der Geschichten in ihrem Magazin. Das kriegen Abonnenten für zehn Dollar im Jahr.

Manche Journalisten in den USA feiern Hilde als journalistische Heldin, die Columbia Journalism Review widmete ihr ein umfangreiches Porträt. Ihr Ruf rührt auch daher, wie souverän sie mit ihren Kritikern umgeht - deren Kommentare sie in einem extra gedrehten Video vorliest. Hate Poetry heißt das in der Fachsprache.

Allen, die sich über ihre Arbeit beschweren, entgegnet Hilde Kate Lysiak in dem Clip Folgendes: "Wenn ihr wollt, dass ich aufhöre, Nachrichten aufzudecken, dann bewegt euch von euren Computern weg und tut etwas gegen die Nachrichten. Ist das süß genug?" In dem Video trägt Hilde übrigens eine rote Schleife im Haar und einen Button am T-Shirt. Darauf steht: "Ich liebe die freie Meinung."

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