Österreich:Wortspenden

Wer hat's geschrieben? Ein Verleger veröffentlicht eine "Denkschrift", in der Passagen aus Werken anderer stammen. Eine Plagiats-Posse aus Tirol.

Von Cathrin Kahlweit

Der Dank an alle, die ihn "in Form von angeregten Diskussionen, Recherchen, Inputs und Feedbacks" unterstützt haben, fällt optisch eher mickerig aus. In winziger Schrift findet sich am Anfang von Die Zeitung ist tot? Es lebe die Zeitung! der Verweis, dass Hermann Petz sich Hilfe geholt hat beim Schreiben seines Buches. In der "Denkschrift" erklärt der Vorstandschef der Moser Holding, unter deren Dach die Tiroler Tageszeitung erscheint, warum Printmedien als Qualitätsprodukt eine Zukunft haben. Das Buch enthält jedoch, wie der Tiroler Politblogger Markus Wilhelm jetzt nachgewiesen hat, zahlreiche wortgleiche Passagen aus anderen Werken, darunter aus Büchern des deutschen Medienwissenschafters Christoph Fasel. Ein Plagiat?

Das wäre für einen Herausgeber, der auch Vorstandsvorsitzender der Presseagentur APA ist, peinlich. Zumal im Literaturverzeichnis nur zwei Aufsätze von Fasel aus 2006 und 2007 angegeben sind. Dennoch beruhigt die Moser Holding: Ein "Redaktionsteam", in dem neben Fasel auch ein pensionierter ORF-Kollege und eine Untergebene von Petz saßen, habe am Buch, das ja kein wissenschaftliches Werk sei, intensiv mitgewirkt. Also kein Plagiat.

Seltsam nur, dass Petz im Sommer, als das Buch herauskam, soweit aus damaligen Presseberichten ersichtlich, seine Stichwortgeber nicht erwähnte. Christoph Fasel stellt sich schützend vor Petz: Das sei ein "Gemeinschaftswerk", in "hinreißenden Runden" entstanden, und natürlich habe er sein Plazet zur Nutzung seiner Texte gegeben. Hier werde ein Skandal herbeigeredet. Glücklich, wer solche großzügigen Wortspender hat.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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